Finanzen

Wenn Geld keine Rolle spielt

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich darüber nachgedacht, was ich mit einer Million Euro anfangen würde, ebenfalls im Rahmen einer Blogparade. Und nun stellt Marianne Dorn die Frage nach unserem Traumleben. Klar, dass meine Phantasie da sofort wieder anspringt. Was würde ich gerne machen, wenn Geld keine Rolle spielt?

Einen Großteil unserer Zeit kümmern wir uns ja darum, dass irgendwie genug Geld zum Leben reinkommt. Im besten Fall macht uns die Arbeit (zumindest meistens) Spaß und im allerbesten Fall können wir davon gut leben und auch noch etwas zur Seite legen. Ich habe wohl schon den allerbesten Fall erreicht und kann mich nicht beklagen.

Aber Träumen ist ja explizit erwünscht! Würde ich tatsächlich das gleiche Leben führen, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv würde ich meine Zeit anders nutzen. Denn auch, wenn ich meinen Job gerne mache, habe ich noch so viel mehr Interessen. Ich könnte mir gut vorstellen, nochmal ein Studium oder eine Ausbildung zu starten (oder beides/mehrere). Prüfungen müsste ich ja dann nicht mehr bestehen. Wobei der innere Ehrgeiz wahrscheinlich dazu führen würde, dass ich was auch immer dann bis zum Ende durchziehe.

In einem anderen Traum stelle ich mir vor, mit einem kleinen ausgebauten Van durch die Welt zu reisen und mich von Ort zu Ort treiben zu lassen, bzw. „uns“, denn der Mann darf natürlich mit. Da wo es schön ist, bleiben wir, bis es uns wieder weiter zieht. Aber dafür müssten wir dann unser jetziges Stückchen Glück nicht hergeben, sondern könnten immer wieder nach Hause kommen.

Und natürlich könnte ich jeden Tag selbstbestimmt entscheiden, worauf ich gerade Lust habe. Will ich mich durch den Tag treiben lassen oder etwas Bestimmtes unternehmen? Das könnte ich ganz nach Lust und Laune spontan beschließen. Die Nacht durchfeiern und den ganzen nächsten Tag ausschlafen, das ginge nicht nur am Wochenende. Ein Buch nicht mehr aus der Hand legen, wenn es gerade super spannend ist aber man für den nächsten Tag fit sein muss – das könnte mir dann egal sein.

Das selbstgewählte Leben ohne Kinder ist auch ganz schön luxuriös, das ist mir schon klar. Viele Eltern rollen wahrscheinlich mit den Augen, wenn ich von noch mehr Ausschlafen träume. An der Stelle sei allen Eltern gedankt, dass sie die Generationen von morgen groß ziehen. Davor hab ich einen Heidenrespekt!

Was ich aber bei all dem Träumen merke, ist dass ich schon ganz schön nahe an einem Traumleben bin. Denn auch, wenn der Vollzeitjob einen Großteil der Zeit in Anspruch nimmt, gibt es daneben noch viel Zeit, die ich selbstbestimmt gestalten kann. Und mit geregeltem Einkommen haben wir auch einen bezahlbaren Kredit bekommen, mit dem wir jetzt schon in unserem Traumhäuschen mit eigenem Garten leben dürfen. Viel glücklicher geht es doch kaum, wir können auf unserem eigenen Fleckchen Erde (fast alles) machen, was wir wollen. Das ist für mich der ganz große Luxus.

Den ganz großen „klassischen“ Luxus brauche ich nicht (auch wenn eine Putzperle ein Träumchen wäre). Vergoldete Pralinen und Schampus geben mir sowenig, wie teure Markenkleidung oder schicke Handtaschen für hunderte von Euros. Wobei letztere ja sogar als Wertanlage durchgehen, da kann meiner einer nur staunen. Das wirklich wertvolle für mich ist eigentlich Zeit. Denn genau die fehlt uns doch, wenn wir uns alle Träume für die Rente aufsparen. Viel zu oft hört man, dass Menschen kurz vor oder nach Renteneintritt ins Gras beißen.

Gleichzeitig schüren etliche Quellen die große Sorge vor der Rentenlücke. Am besten legt man jeden verfügbaren Euro für die private Altersvorsorge zur Seite, denn die Rente ist alles andere als sicher und die Angst vor Altersarmut groß. Sonst buckelt man sein Leben lang in der Tretmühle, um am Ende zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben zu haben.

Da kann einem schon mal schwindelig werden zwischen all dem für morgen Vorsorgen und nicht verpassen, heute zu leben. Mit einer aus meiner Sicht ausgewogenen Mischung aus Sparplänen, Rücklagen, Lebenshaltungskosten und Ausgaben für einige schöne Erlebnisse lässt es sich aber gut leben – in der Gegenwart und hoffentlich auch in der Zukunft. Aber was letztere bringt, weiß ja bekanntlich keiner. Deswegen ist das Hier und Jetzt auch so wertvoll.

Für ein sogenanntes DINK-Pärchen lässt sich das leicht sagen. Deswegen träume ich auch oft davon, der Staat würde die Steuern, die er sich von allen nimmt, intelligenter einsetzen. Die Zahlen, die ich auf meiner Lohnabrechnung sehe, treiben mir nur deswegen die Tränen in die Augen, weil ich das Gefühl habe, die Verantwortlichen schmeißen unser aller sauer verdientes Geld mit vollen Händen in dubiose schwarze Löcher.

Man stelle sich mal vor, die Altersbezüge von Politikern würden den Ergebnissen ihrer Arbeit während ihrer Amtszeit bemessen. Oder die Vergabe von Großprojekten wäre nicht nur an das billigste Angebot sondern auch an die Reputation der beauftragten Unternehmen gebunden. Und politische Großveranstaltungen und Gipfel würde man irgendwo in die Pampa verlagern, statt für viel Geld ganze Innenstädte unter viel Polizeiaufgebot abzusichern, damit die Mächtigen prestigevoll tagen können. Geld spielt keine Rolle, wenn´s nicht das eigene ist.

Was würde die oben erwähnte Million Euro nur alles bewirken, in den richtigen Händen. Die Milliarden an Geldern, die auf viel höheren Ebenen fließen, sind bestimmt nicht komplett fehlgeleitet. Und doch habe ich so manche Zweifel, wenn ich lese, dass Schulen im Winter unbeheizt bleiben oder Frauenhäuser schließen sollen.

Und so träume ich weiter von einer Welt, in der die verfügbaren Finanzmittel perfekt eingesetzt werden und gerechte Umverteilung funktioniert. Träumen ist ja ausdrücklich erlaubt.

16 thoughts on “Wenn Geld keine Rolle spielt

  1. Tja. Beim Träumen wirds wohl bleiben, denn die Gier wird auf diesem Planeten nicht auszurotten sein- und solange sie am Ruder ist, solange wird sich an den Zuständen nichts ändern. Nicht im Kleinen, und schon gar nicht im Grossen.
    Und der Traum von der Lotto-Million? Ist auch nur ein halber, denn eine Million reicht nicht wirklich weit. Wenn ich nur meinen (doch recht einfachen) Lebensstil davon finanzieren wollen würde, dann würde sie (hier in der CH) vielleicht 15 Jahre weit reichen. Das aber nur bei wirklich sorgsamem Umgang damit und nur unter der Prämisse, dass die Inflation nicht weitergaloppiert, dass ich nicht schwer krank werde oder sonstige schwierigen Umstände ins Geschehen grätschen.
    Trotzdem: Würde ich heute eine Million gewinnen, dann würde ich mir damit die finanzielle Überbrückung bis zur Rente sichern und aufhören zu arbeiten. Um mich dann aktiv(er) im Tierschutz zu betätigen.
    Hätte ich vor 20 Jahren eine Million gewonnen, dann wärs (mit heutigem Wissen und Erfahrungen) wohl Zeit für ein Tinyhouse , einen grossen Permagarten und eine Reduktion der Jobprozente auf vielleicht 50%.
    Aber nun. Ich bin heute (sehr!) zufrieden mit dem, was ich habe. Auch ohne die Million!
    Herzliche Grüsse!
    …und ausserdem meint HH immer, wenn ich mich wirklich mal dazu versteige, über die Verwendung einer gewonnen Million zu philosophieren: „Möchtest du dann nicht ENDLICH damit anfangen, überhaupt mal Lotto zu spielen??“ 😆

    1. Ach, träumen kann man ja auch ohne Lotto. Die Million braucht es nicht, zum glücklich sein. Eine gut angelegte Million könnte dann vielleicht so fleißig für einen arbeiten, dass man seinen Hauptjob entsprechend reduziert. Ein paar mehr Optionen hätte man dann schon – und mehr Zeit für Herzensdinge wie den Tierschutz. Ich könnte mir auch vorstellen, bei der Aufforstung von Korallenriffen zu helfen – natürlich völlig uneigennützig 😊.

  2. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich sagen könnte, was ich wirklich täte. Es käme sicher so einiges anders, als ich denken würde.😊 Immobilien sind schon mal eine gute Altersvorsorge, sicher besser als Taschen. Auf alle Fälle wurde ich viel reisen und das sehr angenehm.🤭
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina

    1. Immobilien können auch ein Fass ohne Boden sein, kommt glaub immer drauf an, wie man sie nutzt und in welchem Zustand man sie erwirbt. Und man muss sich definitiv mehr darum kümmern, als um Taschen.
      Angenehm reisen klingt gut, irgendwann ist man mit Jugendherbergen und Zelten durch 🥴

    1. Spannend, da könnte man dann am Rande Webcams installieren, damit Mensch sieht, was die Natur Wunderbares ohne ihn schafft. Und es bräuchte eine Art Wildbrücke, also einen Anschluss an weitere wilde Fleckchen. Nur am Anfang müsste man aufpassen, dass sich nicht nur Brombeeren durchsetzen. Das sieht man ja leider immer wieder, das Grundstücke damit völlig überwuchert sind. Ich war schon ein bisschen schockiert, wie tot es darunter war. Die sind, wenn aus dem Gleichgewicht geraten, das pflanzliche Pendant zu uns Menschen.

  3. Ich bräuchte gar keine Million, sondern einfach nur die Gewissheit, dass ich einigermaßen über die Runden komme. Denn am wichtigsten ist für mich mittlerweile, nicht mehr fremdbestimmt leben zu müssen. Meine eigenen Projekte zu machen und mir meine Zeit so einzuteilen, dass ich meinen Körper gut behandle und trotzdem am Abend das Gefühl habe, den Tag sinnvoll genutzt zu haben.
    Wenn man 30 Jahre gearbeitet und sein Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen hat, dann sind die Prioritäten logischerweise andere, als wenn man noch eher am Anfang seines Lebens steht.
    Vielen Dank wieder für deine tollen Denkanstöße.
    Liebe Grüße
    Susan

    1. Definitiv hätte ich vor dreißig Jahren mein Geld ganz anders investiert. Damals hatte ich aber auch noch wenig Ahnung vom Investieren und wäre noch mehr durch die Welt gereist (und wäre auf 1000 Konzerten gewesen). Mit dem Wissen von heute hat auch Geld eine ganz andere Priorität. Es ist eher Mittel zum Zweck und man weiß einigermaßen, wie man es sinnvoll einsetzt. Und es wird einem immer bewusster, dass man sich Zeit gar nicht und Gesundheit nur in geringen Maßen kaufen kann.
      LG
      Vanessa

  4. fürs alter sparen?
    meine oma hat 4x ihr geld verloren wg. inflation, währungsumstellung und systemzusammenbrüchen – letzteres hatte auch meine ersparnisse der ersten 4 arbeitsjahre aufgefressen…… und hat man dann mit 70 dochnoch ein paar kröten bunkern können, schmeisst man die trickbetrügern in den hals, weil man schon zu dusselig ist.
    oder man ist eh siech und dement und die pflegeheim-aktionäre freuen sich´n ast……
    bedingungsloses grundeinkommen für alle!
    xx

    1. Guter Punkt, wirklich sicher kann man nie sein. Auch meine Großeltern haben damals so ziemlich alles verloren inkl. Haus und Hof. Eine Garantie auf lebenslangen Frieden gibt es nicht, selbst in unserem eigentlich ziemlich sicheren Land. Genau so kann man sich aber auch nicht darauf verlassen, dass man mit einer Rente vom Staat später mal ausreichend versorgt ist. Das wir je ein bedingungsloses Grundeinkommen haben werden, halte ich für utopisch. Zu groß ist hier die Angst vor „Schmarotzern“ und dass dann gar keiner mehr arbeiten würde. Und wer soll denn dann all die schlecht bezahlten Jobs machen?! Politiker, die den Mut hätten, etwas zu ändern, sind nach ein paar Jahren desillusioniert. Und der Wähler leidet in der Regel unter Erinnerungslücken und wählt am liebsten, was er schon kennt. Wir werden sehen, wo das hinführt.
      Gibt es wirklich Pflegeheim-Aktien? Sollte mich eigentlich nicht schockieren, tut es aber trotzdem 😕

      1. ein pflegeheim ist ein kapitalistischer betrieb – genauso wie ein schraubenwerk oder ein krankenhaus…..
        @keiner macht die schlechtbezahlten job: eben – dann müssten die nämlich gerecht bezahlt werden, damit noch jemand antritt 😀
        ausserdem definiert sich dieses volk so dermassen über die arbeit…… und „schmarotzer“ gibts auch immer und die gehören auch zur gesellschaft und sind auf ihre weise nützlich……

        1. Das wäre mal was – eine Welt, in der alle Jobs fair bezahlt werden. Und in der die Arbeits- und Lebensbedingungen auch gut sind. Aber wenn ich sehe, was für Regierungen die Bürger hier wie anderswo wählen, mache ich mir da leider wenig Hoffnung. Ein bisschen was kann man im Kleinen schon bewirken aber ich halte nichts davon, wenn Politiker die Verantwortung gerne mal auf den Verbraucher abwälzen wollen. Aber für die spielt Gelt halt leider tatsächlich keine Rolle – ist ja nicht das eigene bzw. ihre Schäfchen haben sie ja im Trockenen.

  5. Witzigerweise würde ich mit ner Million gar nicht so viel ändern. Vielleicht ne Eigentumswohnung kaufen, damit ich abgesichert bin. Ansonsten würd ich weiterhin im sozialen Bereich was machen (und wenn ich mehr als 1 Million hätte, selbst was aufziehen, einen Verein gründen etc.). Denn einen „Heidenrespekt“ vor Eltern die Kinder kriegen hab ich ehrlich gesagt in meinem Job verloren, sehe aber, dass unendlich viele Löcher gestopft werden müssen, da die Kinder nun mal da sind (und die meisten wenig Chancen im Leben haben) – daher würd ich ein eigenes Non-Profit-Unternehmen gründen (aber wie gesagt, dazu bräuchte es mehr als 1 Million). Ähnlich wie der Non-Profit-Verein, in dem ich derzeit arbeite – für den gibt’s auch keine Aktien zu kaufen und keiner wird „reich“ davon :-))))
    Ansonsten würd ich mehr reisen, aber einen Lebensstil nicht großartig ändern… :-))) Nur wär es ein gutes Gefühl, was „auf der Kante“ zu haben, falls mal was schief geht!
    Liebe Grüße, Maren

    1. Da muss man tatsächlich unterscheiden, wer unter welchen Umständen Kinder in die Welt setzt. Ich persönlich habe da wenig Bezug zu, könnte mich aber immer tierisch aufregen, wenn ich höre, dass Kinder (oder Tiere) vernachlässigt werden. Wir hätten als Gesellschaft mehr als eine Million – aber davon retten wir lieber Banken und Fluggesellschaften.
      Ich glaube, wer mit dem eigenen Lebensstil zufrieden ist (und du hast ja auch eine wirklich kurze Wunschliste), ist schon reicher, als viele, die tatsächlich Millionen auf dem Konto haben.
      LG
      Vanessa

  6. Liebe Vanessa,
    Du fleißige Leserin meiner Blogbeiträge und megafleißige Schreiberin! Ich wusste gar nicht, dass Du bei der 1 Mio-Blogparade auch dabei warst. Hatte ich Deinen Beitrag gelesen? Verd****, ich weiß es nicht mehr. Ich kann Dich so gut verstehen und so sehr viel würde sich bei mir auch nicht ändern, bis auf einen Koch und eine Haushaltsperle, damit ich Zeit für meine Arbeit habe, die ich liebe und mir frei einteilen kann. Das mit den Staatsgeldern ist eine ziemlich traurige Angelegenheit. Ich finde auch, dass die Gelder sinnvoller verteilt werden könnten, es verpufft viel zuviel und dort wo es gebraucht wird, kommt nichts an bzw. passiert viel zu wenig (Schulen). Ich arbeite mich jetzt Stück für Stück durch Deine megaspannenden Blogbeiträge.

    Liebe Grüße aus München
    Marita

    PS: Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich über unsere Gemeinsamkeiten und um Deine Frage zu beantworten: Nein, ich habe durchs Schreiben keine neuen Facetten kennengelernt, aber vielleicht über andere geschrieben, als ich es sonst tue. Übers „Herumgeeiere“ zum Beispiel 😉

    1. Liebe Marita,
      auweia, da hast du viel zu lesen. Mein Mann hat schon wieder aufgegeben aber er liest auch eher gründlich wie schnell 😀.
      Die Hausarbeit würde ich auch sofort abgeben aber andererseits ist es nicht so viel, dass es sich nicht auch zu zweit erledigen lässt. Und jemand Fremdes im Haus rumwuseln zu haben, ist auch nichts für uns. Man bräuchte sich selbst reinigende Möbel 🤔.
      Verträumte Grüße 😉

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