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Alle Jahre wieder – die herbstliche Erkältungssymphonie

So manch Unternehmen macht ja gerade wieder Schlagzeilen mit der Rückkehr zur Anwesenheitspflicht im Büro. Die Abkehr vom Homeoffice wird mit mehr Produktivität und besserer Zusammenarbeit verargumentiert, scheint aber auch ein probates Mittel, um das Umfeld etwas ungemütlicher zu gestalten. Vielleicht sogar so ungemütlich, dass der eine oder andere das Nest verlässt und man sich noch unpopulärere Maßnahmen zur Kostenreduktion sparen kann.

Das Arbeiten außerhalb des Firmenbüros ist ein Luxus, der in vielen Bereichen gar nicht möglich ist. Da wird so mancher wahrscheinlich ungläubig den Kopf schütteln angesichts der Forderungen und Erwartungshaltungen, die seitens einiger Schreibtischtäter und Täterinnen im Raum stehen. Fakt ist: Es gilt, was vertraglich vereinbart wurde. Das kann ein Arbeitsvertrag mit 100% Remote-Work sein oder eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten.

Fakt ist aber auch, dass die Arbeit außerhalb des Firmenbüros einige entscheidende Vorteile mit sich bringt. Einer davon mag die heimische Ruhe im Vergleich zum Großraumbüro sein – manche meiner Kollegen mit Kindern hingegen flüchten gerne mal ins „ruhige“ Büro, wenn es ihnen zu Hause zu turbulent wird. Ein anderer Vorteil zeigt sich besonders in der gerade wieder anlaufenden Erkältungszeit.

Ich gehöre ja noch zur Generation „Arschbacken zusammenkneifen“ und weiß daher, wie schwer es ist, sich auch mal rauszunehmen. Mit einem robusten Immunsystem vergisst man schnell, wie sich krank sein anfühlt. Allerdings kann ich auf eine Erinnerungsauffrischung gerne verzichten. Ein ehemaliger Chef hat mal eine Art „Anti-Krank-Prämie“ in Aussicht gestellt und in meiner jugendlichen Dummheit hatte ich mich daraufhin tatsächlich über mehrere Wochen zur Arbeit geschleppt, obwohl ich eigentlich ins Bett gehört hätte. Den Kolleginnen ging es nicht anders und wahrscheinlich haben wir fröhlich gegenseitig Viren ausgetauscht. Zum Dank gab’s … nix. Natürlich. Aber ich hab daraus gelernt.

Wer krank ist, hat zu Hause zu bleiben. Den falschen Arbeitseifer dankt einem niemand. Im Gegenteil, ich schicke auch mal Leute nach Hause, wenn ich den Eindruck habe, sie hätten nichts im Büro verloren. Oft fühlt man sich ja noch ganz fit, ist ja nur eine kleine Erkältung. So ein Kandidat bin ich auch – ist ja alles nicht so schlimm, nur ein Kratzen im Hals. Sich schonen? Fieber messen? Höchstens, wenn ich eh schon flach liege. Der Körper wird sich schon melden, wenn er was braucht.

Was ich allerdings wirklich schätze, ist die Möglichkeit, sich an solchen Tagen räumlich abzugrenzen. Die Zeiten, in denen im Büro ein gemeinschaftliches Konzert aus Schniefen und Husten erklang, sollten doch vorbei sein. Wenn ich statt mit Zahlen, Daten, Fakten nur noch mit Taschentüchern um mich werfe, ist die Privatsphäre der eigenen vier Wände ein Segen. Wächst sich der Frosch im Hals zu einer ausgewachsenen Riesenkröte aus, kann ich in Online-Meetings einfach das Mikro ausschalten. Und statt den Kollegen etwas vorzuhusten, kann ich auch einfach eine E-Mail schreiben.

Die Symphonie aus Schniefen, Husten, Räuspern möchte niemand hören – schon gar nicht am benachbarten Schreibtisch.

Ich bin allen Kolleginnen und Kollegen dankbar, die ihre Viren (oder die ihrer Familie) für sich behalten und lieber einen Tag mehr im Homeoffice verbringen. Das zeugt nicht nur von Selbstfürsorge (und Selbstverantwortung), sondern auch Rücksicht gegenüber den Mitmenschen. Wenn dann Vorgesetzte sich spitze Bemerkungen nicht verkneifen können, dass diese Mitarbeiter sich auf Kosten des restlichen Teams einen faulen Lenz machen würden, zeugt das meiner bescheidenen Meinung nach nur von unternehmerischer Kurzsicht und fehlendem Vertrauen.

Krankmeldungen lassen sich auf diese Weise sicher nicht reduzieren, im Gegenteil. Mobiles Arbeiten ist nicht nur Luxus, sondern auch eine effektive Möglichkeit zur Prävention. Wer krank zur Arbeit geht, gefährdet nicht nur sich selbst sondern auch andere. Erzwungene Präsenz hingegen, wo sie für die inhaltliche Arbeit nicht nötig ist, kann so richtig am Ziel vorbeischießen. Am Ende arbeitet gar keiner mehr, weil alle krank im Bett liegen. Haben wir doch alle gelernt, wie Quarantäne funktioniert.

In diesem Sinne – bleibt gesund!

6 thoughts on “Alle Jahre wieder – die herbstliche Erkältungssymphonie

  1. Ich gehöre zur selben Generation und muss mich oft zusammenreissen um nicht meine Söhne mit einem „Stellt dich nicht so an!“ zur Arbeit/Ausbildung/Studium zu schicken! Jedesmal sage ich mir: Sie haben recht – es hat Dir nichts gebracht und es wäre besser gewesen zu Hause zu bleiben. Liebe Grüße und bei Bedarf: Gute Besserung! Herzlichst, Nicole

    1. Erkältungstechnisch hab ich mich bis jetzt ganz gut geschlagen. Bekomme das nur am Rande von den Kollegen mit. Ich bin einfach nicht gut im krank sein – sitze es viel zu lange (im Homeoffice) aus. Das muss die fehlende Übung sein – was ja wiederum was Gutes ist 😄.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  2. Volle Zustimmung!

    Ich hätte im ÖPNV kürzlich allerdings auch ausflippen können, weil einige Leute da dick erkältet in der Gegend herumhusten. Ich brauche deren Viren wirklich nicht. Die dürfen gerne auch an andere und nicht nur an sich denken und sich eine Maske ins Gesicht setzen, wenn sie sich schon meinen, in der Öffentlichkeit bewegen zu müssen. Leider haben zu viele dumme, egoistische Menschen aus 2020ff nichts gelernt. Chefpersonal und gemeines Volk.

    1. Zum Glück sind nicht alle so rücksichtslos. Allerdings merke ich auch, wie schief manch einer mit Maske immer noch angeschaut wird. Da könnten wir uns von anderen Kulturen echt was abschauen. Die Maske ist für manch einen ja schon ein Feindbild und da hört die Toleranz dann auf. Dabei wird nicht einmal hinterfragt, warum jemand sie trägt. Hätte auch gedacht, wir hätten mehr gelernt…

  3. Die Erkältungszeit ist eine Pest… samt der Chefs, die auf Anwesenheit im Büro bestehen, obwohl alles schnieft und hustet. Und ja, ich gehöre natürlich wie wir alle zur Generation „Das bisschen Erkältung ist ja kein Grund zum Kranksein“. Also genau genommen gehörte ich dazu. Inzwischen weigere ich mich, da mitzumachen. Wenn ich mich nicht gut fühle, bleibe ich zuhause. Und genau das erwarte ich von meinen Kollegen auch. Ich möchte keine Viren frei Büro.
    Richtig blöd war die Erkältung kürzlich mitten im Umzug. Aber selbst da habe ich es dann geschafft, meinen Freunden vom Sofa aus beim Packen zuzusehen und einfach nix zu tun. Ging auch. Notfalls hätte ich auch dem Umzugsunternehmen abgesagt, aber Gottseidank war das dann nicht mehr nötig. Und ich bin sehr, sehr froh über die Freunde, die das Packen übernommen haben.
    Liebe Grüße
    Fran

  4. Ich stimme dir in allem zu – gerade in der Erkältungszeit ist Homeoffice wirklich Gold wert. Rücksicht und Vertrauen sollten selbstverständlich sein, nicht die Ausnahme.
    Liebe Grüße und eine schöne Woche,
    Claudia

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