Job Mindset

Alles im Nebel – Braindumping gegen Mental Overload

Enthält unbezahlte Werbung wegen Namensnennung

Einfach mal nur da sitzen und idealerweise aufs Meer schauen – so klingt mein Traum von Urlaub. Klar will ich nicht nur am Strand herumliegen und in der Regel kann ich es gar nicht erwarten, den Kopf ins Wasser zu stecken. Vielmehr ist das so ein Gefühl von Sehnsucht, einfach mal nur zu sein und den Wellen zuzuschauen. Ganz entspannt, ohne Termine, Verpflichtungen oder Erwartungen.

Das geht natürlich auch zu Hause und ohne Meer – mit ist es nur schöner. Doch kaum macht man es sich so richtig gemütlich, geht im Oberstübchen der Punk ab. Die Gedanken kommen und gehen, wie Züge am Hauptbahnhof. Viele kennen das, gerne auch nachts um drei, wenn man plötzlich hellwach ist vor lauter Halligalli im Kopf. Mental Load kennt man (oder eher frau) ja, Mental Overload wäre treffender.

Da fällt einem plötzlich ein, dass man noch eine Geburtstagskarte besorgen muss, die Regenrinne gereinigt werden will, man das Fahrrad hat draußen stehen lassen und zusätzlich noch eine Million andere Dinge, an die man sonst nicht einen Gedanken verschwendet. Ich plane dann auch gerne mental den Garten um, überlege mir den perfekten Bauplan für einen Blumenkasten (oder was auch immer gerade an Projekten ansteht) oder arbeite auch mal eine Präsentation für die Arbeit aus.

Fürs Aufräumen wie fürs Erinnern gilt „aus den Augen, aus dem Sinn“. Für etwas mehr Ruhe und Gelassenheit kann man daraus „aufs Papier, aus dem Sinn“ machen. Wobei ich selbst gar kein so großer Fan von Papier mehr bin. Lange habe ich bei der Arbeit immer einen Block mit mir herumgetragen. Zwischenzeitlich bin ich dazu übergegangen, mir selbst E-Mails zu schreiben, Arbeitstermine und Erinnerungen einzustellen und organisiere meinen Arbeitsalltag komplett über Outlook. Das hat auch den Vorteil, dass wichtige Dinge nicht zwischen all den krakeligen Notizen untergehen.

Sämtliche Anbandelungsversuche mit OneNote hingegen sind im Sande verlaufen. Ich hab es immer wieder versucht und dem digitalen Fresszettel eine Chance nach der anderen gegeben. Die Begeisterung, die mancher Kollege dem Tool entgegenbringt, will bei mir einfach nicht aufkommen.

Privat würde ich ja gerne ein hübsches kleines Notizbuch mit mir herumtragen. Das würde allerdings unter permanenter Nichtbeachtung leiden und dann muss man ja auch noch dran denken, hin und wieder reinzuschauen, was man sich denn alles aufgeschrieben hat. Mal abgesehen davon bin ich am liebsten ohne Tasche unterwegs…

Doch wohin dann mit all den Gedankenfetzen? Fürs Smartphone gibt es ganz praktische To-do-Apps. Die von uns genutzte heißt auch tatsächlich so. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass man bei einigen seine Aufgabenliste mit dem Partner teilen kann. Wir haben das ausgiebig getestet, indem wir so spaßige Tasks wie Fenster putzen eingetragen haben. Die Aufgabe kann man(n) dann direkt jemandem zuweisen. Wenn frau nicht auf den Kopf gefallen ist, weist sie entsprechend unbeliebte Aufgaben einfach wieder dem Absender zu. Sollte das Hin-und-her-Spiel eskalieren (und das tut es innerhalb von Sekunden!) muss man sich tatsächlich wieder auf die ganz althergebrachte Art verständigen – und miteinander reden. Fenster geputzt haben wir trotzdem noch nicht.

Beim Lesen habe ich hingegen gerne – aber nicht immer – ein Notizbuch neben mir liegen. Denn sollte die Geschichte mal einen Durchhänger haben, hat meine Konzentration den in der Regel auch. Und dann fallen mir Dinge ein – tausende Dinge! Wiederum adelt es ein Buch, wenn ich tatsächlich so gefesselt bin, dass meine Gedanken überhaupt nicht abschweifen.

Bei einer guten Story kann ich schnell mal die Welt um mich herum vergessen. Hat das ansonsten gute Buch (schlechte Bücher lege ich aus Prinzip weg) aber Längen und/oder ist der Kopf voll, kann ich zumindest letzteren frei machen, indem ich die Gedanken auf Papier festhalte. Oder, was auch manchmal passiert, ein Satz oder Abschnitt ist dermaßen schön geschrieben, dass ich ihn abschreiben MUSS. Oder ein Satz oder Wort löst eine neue Inspiration aus. Oder… wie viele Züge können gleichzeitig in einen Hauptbahnhof einfahren?

Obwohl ich mich als einigermaßen technikaffin bezeichnen würde, mag das Notizbuch lieber als die entsprechende App auf dem Smartphone. Letzteres ist unterwegs hingegen immer und schnell zur Hand und voll mit diversen Anmerkungen. Ich habe aber auch meine zeichnerischen Ambitionen noch nicht gänzlich aufgegeben und da bin ich ganz altmodisch auf Papier unterwegs. Kommt Zeit, kommt Muse.

Termine und Erinnerungen werden hingegen im digitalen Kalender gespeichert – ich bin zwar ein laufender Terminkalender, mein interner Speicher hat allerdings nur eine begrenzte Kapazität und es lebt sich deutlich entspannter, wenn man ein Backup hat.

WhatsApp – was auch immer man davon hält – bietet ebenfalls eine hilfreiche Zusatzfunktion. Ich kann quasi mit mir selbst chatten, mir Fotos und (besonders nett) Sprachnachrichten schicken. Ansonsten hasse ich Sprachnachrichten und die eigene Stimme zu hören, hat mich auch erst zögern lassen. Aber unterwegs tippt es sich so schlecht, wenn man lange Sätze im Kopf hat. Auch, wenn ich mich so gar nicht mit der fremden Frau identifizieren kann, die mir da Messages aufgenommen hat, klang es weit weniger schlimm, als befürchtet. Man kann sich die Nachricht ja auch direkt in Text überführen lassen. Schöne neue Technikwelt.

Weil „Aufschreiben“ so langweilig klingt, heißt das neuerdings Braindumping. Also allen Müll aus dem Hirn auf Papier kippen. Ich frage mich, wer auf solche abstrusen Ideen kommt. Andererseits mag es für manch einen vielleicht tatsächlich eine überraschende Neuigkeit sein, dass man durch das Notieren der Gedanken diese auch leichter loslassen kann. Das ist wie mit dem Einkaufszettel. Brauche ich etwas Bestimmtes, ist die gesamte Hirnkapazität damit belegt, genau daran zu denken. Habe ich hingegen alles auf einer Liste, kann ich nebenher auch mal einem anderen Kunden bei der Suche nach dem Salz helfen. Und was mit dem Einkauf so wunderbar funktioniert, lässt sich eben auch auf all die anderen Gedanken übertragen, die uns in Dauerschlaufe umtreiben.

Was nutzt ihr, um den dicken Nebel im Hirn aufzulösen und den Kopf frei zu bekommen? Hebt ihr vielleicht sogar eure alten Notizbücher auf wie mein ehemaliger Chef (der wirklich coole Zeichnungen darin hatte…wenn die Besprechung mal wieder länger dauert)? Oder habt ihr die ultimative App, ohne die ihr völlig aufgeschmissen wärt?

3 thoughts on “Alles im Nebel – Braindumping gegen Mental Overload

  1. Noted: ungeputzte Fenster sind aktiver Vogelschutz. Also bin ich da ganz entspannt. Und jetzt ist es eh dauernd dunkel oder nass oder beides.

    Ich bin passionierte Zettelwirtschafterin. Mein Mann lästert bisweilen über meine strategisch gut platziert und verteilte Notizen. Aber ohne meine Zettel wäre auch er aufgeschmissen.
    Schlimm ist leider was das Gezettel seit der Menopause für Ausmaße angenommen hat. Irgendwann notiere ich mir wohl mal vorm Loslaufen was ich in der Speisekammer oder im Keller wollte.
    Termine und Geburtstage werden oldschool im Wandkalender in der Küche neben der Tür festgehalten.
    Meine Texte für Insta schreibe ich auf dem Handy in die Notizen. Von da kann ich sie dann einfach ins entstehende Fotobuch kopieren.
    Für Urlaub, Rezepte, Zitate… habe ich je eine Kladde.
    Pinterest und WhatsApp nutze ich auch gern.

    Fazit: mein Hirn ist ein Sieb und alle Tabs sind gleichzeitig open 🤦🏼‍♀️😬😂, ohne Zettel und Listen läuft nichts.

    Sei lieb gegrüßt
    Katja

  2. hhmm…..
    ich weis jetzt garnicht, ob ich dieses problem des mental overload überhaupt habe…. irgenwie eher nicht.
    ich konnte schon immer meinem kopp „ausknipsen“, wenn ich ruhe brauchte/schlafen wollte. fesselnde bücher haben da sehr geholfen, aber seit der kindheit erzähle ich mir selbst geschichten – schöne natürlich und nach ein paar minuten, manchmal nach ein-zwei sätzen schlafe ich ein. oder bin eben einfach mal kurz auf „stand by“. und kann mich sortieren.
    und ja – aufschreiben hilft total! einkaufszettel sowieso, ablaufpläne, to does, etc….. und briefe schreiben an „doofe leute“ – wichtig dabei: nie abschicken. besser rituell verbrennen ;-D
    ich hatte übrigens noch nie im leben eine app auf´m handy- mangels internetfähigem telefon. ooohhhhmmmmmmhhhhh******
    xxx

  3. Hallo Vanessa,

    ich bin auch hybrid unterwegs. Grob gesagt, weil die Details den Rahmen eines Kommentars sprengen:

    Alles, was sich häufig wiederholt, ändert und weiterentwickelt, aber längerfristig festgehalten werden muss, bevorzugt digital.

    Alles, was nur temporär Bestand, aber zu umständlich wäre, um es digital festzuhalten, analog auf abwischbarem Steinpapier.

    Alles Persönliche und Intime lieber analog auf zelluosebasiertem Papier.

    Lieber Gruß
    Philipp

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