Dieses Jahr schenken wir uns nichts!
Egal, was man von Weihnachten halten mag, es steht mal wieder vor der Tür. Und wie jedes Jahr völlig überraschend und unerwartet. Ob man selbst feiert oder nicht, bzw. was man feiert, bleibt einem nicht immer selbst überlassen. Familie und Freunde hegen so ihre Erwartungen und nicht jeder kann sich dem einfach entziehen. Ohne Kinder ist das natürlich ein ganzes Stück leichter.
Hat man welche, bekommen die natürlich mit, wie das bei anderen abläuft und was Geschenke angeht, kann es aus mancher Perspektive wahrscheinlich gar nicht genug sein. Die Vergleiche werden trotzdem gezogen und dann ist es auch völlig egal, ob es schon zum Geburtstag oder zum Zuckerfest etwas gab – jetzt ist Weihnachten und da hat gefälligst was unterm Baum zu liegen. Ich muss zugeben, das was manche Eltern so an Geschichten vom Stapel lassen, sorgt bei mir für Erheiterung und Erstaunen. Das waren noch Zeiten, als auf dem eigenen Wunschzettel popelige zwei bis drei Dinge standen.
So sehr ich mich einerseits über Geschenke freue, so sehr freue ich mich über bestimmte Geschenke überhaupt nicht. Irgendwann sind wir ja alle mal in einem Alter, in dem man entweder nichts mehr braucht oder sich das, was man braucht, selber leisten kann. Was man sich allerdings eher selten gönnt, sind besondere Spezialitäten – viel zu schade/teuer/edel/… für den Alltag. Welche „Laster“ das sind, sollte man allerdings nicht an die große Glocke hängen. Sonst hat man davon irgendwann einen Vorrat auf Lebenszeit. Bei meiner Oma war es Eierlikör, davon hatte sie bestimmt 20, wenn nicht sogar 30 Flaschen im Schrank.
Während mein Mann mir also immer ein kleines Präsent zum Auspacken unter den imaginären Baum legt, ist es mir bei allen anderen am liebsten, wenn man gänzlich auf Geschenke verzichtet. Wir feiern daher unsere Minibescherung auch immer ganz privat. Da geht es nur um die kleine Überraschung und ich muss weder mit Parfüm noch mit Perlen rechnen (über beides wurde mir schon reichlich Leid geklagt). Im Gegensatz zum Rest der Welt, weiß der Gatte nämlich genau, was ich gerne nasche und er käme nie auf die Idee, mir irgendeinen Krempel aufs Auge zu drücken.
Zum Beispiel Deko – die ist generell Geschmackssache und nicht alles, was wir schön finden, trifft auf ebenso große Gegenliebe. So manches Höflichkeitsgeschenk kam gefühlt direkt aus der weihnachtlichen Vorhölle – vom wollenen, kratzigen Rüschenschal über Vasen und Windlichter bis hin zu Alkoholpralinen. Warum nur fällt es vielen so schwer, einem nur den einen Wunsch zu erfüllen – nämlich auf Geschenke zu verzichten.
Wenn nicht gerade wie im letzten Jahr explizite Wünsche im Raum stehen, spare ich mir die Energie für Geschenke gerne. Besonders Selbstgemachtes ist ja meist aufwendig und wenn dieses Jahr nicht gerade jemand nach eingelegten (und sauscharfen) Chilis verlangt, halten wir uns hoffentlich alle brav an das „wir schenken uns nix“.
Bei (mehr oder weniger) fremden Kindern bin ich ebenso konsequent – ich muss mich da auch nicht beliebt machen. In den meisten Fällen versinken die eh in Bergen von Geschenken, da braucht es keine Aufmerksamkeiten fremder Gelegenheitsverwandter. Und wenn Aufmerksamkeit, dann eher im ursprünglichen Wortsinn. Teilweise ist es erschreckend, wie froh manche Kinder sind, wenn ihnen mal jemand länger als zwei Minuten zuhört. Doch selbst dafür holt der Weihnachtsmann gerne etwas aus dem Sack.
Gemeinsame Zeit – das ist ja DAS Trendgeschenk, vor allem für Minimalisten. Und so stauben mittlerweile tausende Gutscheine für gemeinsame Unternehmungen in den Schubladen vor sich hin. Solche Geschenke sind dann eher Last und Verpflichtung – vor allem für den Beschenkten.
Zeit mit der Familie? Das ist doch kein Geschenk!
https://www.youtube.com/watch?v=mtjhRW3KYms
Ganz in diesem Sinne genieße ich eine wie alle Jahre wieder tiefenentspannte Vorweihnachtszeit. Angesichts ihrer kulinarischen Köstlichkeiten mag ich diese Zeit nämlich sehr und die hübsch beleuchteten Städte lassen mich ein bisschen die trüben Wintertage vergessen.
Falls jemand dennoch das dringende Bedürfnis verspürt, unbedingt etwas verschenken zu müssen – einfach mal die Augen offen halten. In einem Nachbarort werden z.B. Wunschzettel von Kindern, deren Familien kein Geld für Geschenke haben, an den Weihnachtsbaum in der Bibliothek gehängt. Da kann man dann Kinderwünsche erfüllen, die auch ankommen (bei haldewitzka wird erklärt, wie es funktioniert). Vielleicht gibt es ähnliche Aktionen in der eigenen Umgebung. Und das Geld für nicht wertgeschätzte Höflichkeitsgeschenke ist als Spende beim Tierheim sicher auch sinnvoller angelegt.
Und jetzt sprecht mir alle nach (ohne Augenzwinkern und verschränke Finger): Dieses Jahr schenken wir uns nichts!
