Wie ich meinen Partner von ETFs und Aktien überzeugt habe (bäh, Teufelszeug)
Als ich meinen jetzigen Partner kennengelernt habe, war unser beider finanzielle Situation sagen wir mal eingeschränkt. Entsprechend des Alters und der Lebenssituation ging es uns gut aber da war noch viel Luft nach oben, wie man so schön sagt.
Schon von Beginn an haben wir neben den eigenen privaten Konten ein gemeinsames Girokonto für die laufenden Kosten gefüttert. Nebenbei besparen wir auf diversen gemeinsamen Unterkonten Dinge wie Urlaub, Reparaturen und Großanschaffungen z.B. falls die Waschmaschine mal ihren Dienst versagen sollte. Wer wie viel in die einzelnen Töpfe einzahlt, muss jeder selbst entscheiden. Wir hatten beide nie ein Thema damit und haben schon aus Faulheit einfach halbe-halbe gemacht. Über Geld haben wir uns tatsächlich noch nie gestritten. Es gibt keine Geheimnisse und wenn einer mal mehr oder weniger als der andere zur Verfügung hatte, haben wir uns gegenseitig unterstützt.
Nach einer beruflichen Neuorientierung meinerseits und einigen Stufen, die wir beide jeweils auf der Karriereleiter nach oben geklettert sind, war plötzlich mehr Geld da, als die berüchtigte Lifestyle-Inflation wieder abtragen konnte. Mit der Lebenserfahrung kam dann auch irgendwann die erleuchtende Eingebung, dass wir ja nicht ewig arbeiten können und wollen. Irgendwann geht es in Rente und da könnte man ja vielleicht mal vorsorgen.
Ich fing also an, meine Hausaufgaben zu machen und mich in das Thema einzulesen. Ziemlich schnell habe ich gelernt, dass in den meisten Fällen vor allem derjenige von den Produkten profitiert, der sie verkauft. So hatte ich mir das allerdings nicht vorgestellt. Mein sauer verdientes Geld wollte ich nicht in irgendwelchen Provisionen verpuffen lassen. Bei sowas habe ich einen gesunden Egoismus.
Aber die Zeiten ändern sich und für Versicherungsverkäufer sind sie mit Sicherheit härter geworden. Dank vieler engagierter Blogger ist jeder halbwegs intelligente Mensch in der Lage, sich die wichtigsten finanziellen Grundkenntnisse anzueignen. Neben Fachbüchern über Finanzen bietet das Internet so viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Ob man zu dem Thema unbedingt einen Kurs machen soll, muss jeder selbst für sich entscheiden. Und es ist sicher nicht immer einfach, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Ich habe letztendlich aus verschiedenen Quellen alle benötigten Infos für mich zusammengetragen und mir eine für mich passende Strategie für den Einstieg überlegt.
Natürlich fängt man erst mal klein an. Und die klassische Einstiegsdroge ist auch für mich der ETF gewesen. Nur habe ich die Rechnung ohne meinen Partner gemacht. Der hatte von ETFs noch nie etwas gehört und Aktien waren etwas für risikobereite Irre, die ihr ganzes Vermögen verzocken.
Doch so leicht lässt frau sich nicht beirren. Ist ja mein Geld, das ist das Schöne daran, wenn man zwar ein Gemeinschaftskonto hat aber eben auch immer noch ein eigenes. Ich habe meinem Mann also in vielen Gesprächen erklärt, was ich tue und worin ich investiere. Und siehe da, nach einiger Zeit hat er sich damit abgefunden, dass ich wohl irgendwann mal völlig verarmt und pleite sein werde. Doch siehe da, da entwickeln sich Kurse ja auch wieder nach oben. Und statt all mein Geld zu verlieren hat es sogar Zinsen eingebracht.
Kurz gesagt, er hat nun auch ein Depot und bespart ebenfalls einen ETF.
Wir sind oft wie kleine Kinder. Wenn der eine was Cooles hat, will der andere das auch. Aber so schnell gibt frau sich hier nicht zufrieden. Ein paar Aktien mussten her. Dazu ein passendes Depot und schon trudelten die ersten Dividenden ein. Zwar nur im niedrigen zweistelligen Bereich aber genug um ein bisschen Neid zu schüren. Wir sind jetzt also beide Aktionäre.
Er verdreht zwar immer noch innerlich (ich seh das trotzdem) die Augen, wenn ich mit Freunden über Finanzthemen spreche aber zumindest hat er eingesehen, dass der Aktienmarkt nicht nur was für Zocker ist. Ich bin einfach meinen Weg gegangen und habe ihm vorgelebt, wie es funktioniert. Natürlich braucht man eine gute Portion Mut und (Selbst-)Vertrauen um sich nicht vom Ziel abbringen zu lassen. Gerade die Einwände des Partners wiegen viel schwerer als die von völlig Fremden. Aber mit Hilfe von Wissen und ganz viel Entschlossenheit kann man trotz der Vorbehalte einfach mit kleinen Schritten starten. Die Schrittgröße kann ja im Laufe der Zeit immer noch wachsen, Hauptsache man fängt einfach mal an. Auch wenn mein Mann diese ganzen Themen nicht sonderlich spannend findet, hat er sich mittlerweile zumindest ein Basiswissen aufgebaut und macht sich mehr Gedanken über seine Geldanlagen. Und ich habe mir nie wieder anhören müssen, dass ich irgendwann völlig mittellos auf der Straße stehe.