Ein kleiner Trick, um das Beste aus Menschen herauszuholen
Jeder von uns hat sie schon erlebt und die meisten haben sie tatsächlich schon angewendet. Es geht um die selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn man nur fest genug an etwas glaubt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich genau das auch einstellt. Dabei geht es vor allem um Erwartungshaltungen gegenüber Personen aber auch bestimmte, damit verbundene Ereignisse. Wenn ich fest davon überzeugt bin, bei einer Prüfung durchzufallen, habe ich gute Chancen, dass ich am Ende tatsächlich versage. Nicht von ungefähr kommt der gute Rat, sich positive Sätze wie ein Mantra immer wieder innerlich aufzusagen. Und zwar solange, bis das eigene Unterbewusstsein sich geschlagen gibt und das eigene negative Selbstbild und die prägenden Glaubenssätze überschreibt. Wie bei einer Festplatte müssen auch das Gehirn mehrfach überschrieben werden, bevor die alten Denkmuster endgültig unlesbar sind.
Wie lange es im Übrigen dauern kann, bis alte Denkmuster durch neue Konditionierungen ersetzt werden, weiß jeder, der schon mal auf ein Auto mit Automatik umgestiegen ist. Auch Jahre später wiedersteht man immer mal wieder an der Ampel den Impuls, in den ersten Gang zu schalten. Und unser optimiert platzierter Lichtschalter treibt mich auch irgendwann nochmal in den Wahnsinn…
Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Hat man sich erst mal eine Meinung über einen Menschen gebildet, wird es schwer, diesem offen und unvoreingenommen zu begegnen.
Die Geschichten von Lehrern, die einem auch Jahrzehnte nach dem Schulabschluss noch in Erinnerung geblieben sind, kennen wir ebenfalls in all ihren Varianten. Fast jeder kann selbst so eine Geschichte erzählen und alle haben sie die Betroffenen entsprechend geprägt. Bei mir war es einerseits der strenge Geschichtslehrer. Wenn ihm die Klasse zu laut war, fing er an, langsam und in Großbuchstaben „TEST“ an die Tafel zu schreiben bis Ruhe einkehrte oder er fertig geschrieben hatte. Sollte das Wort ausgeschrieben sein, folgte sofort ein unangekündigter kurzer Test, der natürlich äußerst streng benotet wurde. Das war aber nicht mein eigentliches Problem, es beschreibt aber gut, was für eine Art Lehrer er war. Im Grunde war Geschichte weder ein Lieblings- noch ein Problemfach. Ich hab zwar nicht wirklich den Sinn darin erkannt, mir tausende Daten genauestens merken zu müssen aber für glänzende schriftliche Noten hat es gereicht. Das war auch dringend notwendig, da ich eher zu den stillen Kindern gehört habe. In Folge dessen habe ich regelmäßig eine mündliche 6 kassiert. Dabei konnte ich auf direkte Fragen schon antworten, ich haben mich nur nicht gerne gemeldet und stand nicht gerne im Vordergrund. Was mich dann aber wirklich geärgert und demotiviert hat, war die Tatsache, dass ich selbst mit sehr viel Anstrengung keine bessere Note erreichen konnte. Eine Zeitlang haben ich mich gemeldet, bis mir beinahe der Arm abgefallen ist. Ich war auf jede Stunde vorbereitet und habe mir richtig viel Mühe gegeben. Das muss diesem Lehrer schon aufgefallen sein, ich habe eine 5,5 bekommen. Damals war ich der Ansicht, dass das Ergebnis den Aufwand nicht lohnt und habe die Zeit mit diesem Lehrer einfach ausgesessen. Da alle anderen Lehrer scheinbar kein Problem mit meiner mündlichen Mitarbeit hatten, hat mich das Thema auch nicht weiter belastet. Allerdings ist das nicht immer so, manche Lehrer prägen gar die Zukunft ihrer Schüler auf sehr negative Weise. Eine Lehrerin wollte einen Bekannten gar auf eine Sonderschule schicken. Derjenige hat für seinen guten Studienabschluss sogar eine Auszeichnung erhalten…
Ein paar Jahrzehnte später und zurück in der Gegenwart ist man ein bisschen klüger und weiser. Und wir haben vielleicht gelernt, was der Erwartungs-Effekt ist. Was unsereins als selbsterfüllenden Prophezeiung bezeichnet, ist wissenschaftlich erforscht und auch unter dem Pygmalion-Effekt oder Rosenthal-Effekt bekannt.
In einem Experiment hat man der Lehrkraft mitgeteilt, dass einige Schüler bessere Entwicklungspotentiale hätten, als andere. Diese Schüler waren zufällig ausgewählt und keinesfalls außergewöhnlich intelligent oder leistungsbereit. Der Rest der Klasse fungierte als Kontrollgruppe. Dabei hat man beobachtet, dass Lehrer genau diese Schüler mehr fördern und diese sich dadurch tatsächlich besser entwickeln und bessere Noten erreichen. Auch in späteren Studien konnten ähnliche Ergebnisse beobachtet werden. Auch wenn die Lehrer sich dessen meist nicht bewusst waren, hatten sie mehr Augenkontakt, lobten mehr und lächelten besagte Schüler öfter an. Dieses Verhalten wiederum hatte Einfluss auf die tatsächlichen Leistungen der Schüler.
Und wie betrifft das nun uns in unserem täglichen Leben? Es geht mir hier keinesfalls darum, Lehrer schlecht zu machen. Die meisten machen sicherlich einen unglaublich guten Job und könnten mal ein dickes Dankeschön vertragen. Vielmehr geht es mir darum, dass man sich seine eigene Erwartungshaltung bewusst macht. Denn wenn ich der Meinung bin, dass mein Gegenüber nicht sonderlich engagiert und nett ist, strahle ich das unbewusst auch aus. Und am Ende bekomme ich auch genau das zurück. Meine Erwartungshaltung beeinflusst also das Handeln dieses Menschen. Die negative selbsterfüllende Prophezeiung wird im Übrigen als Golem-Effekt bezeichnet.
Im Gegenzug kann ich meinem Gegenüber mit einer positiven Erwartungshaltung begegnen. Wenn ich mich also beispielsweise auf die Stärken einer Person konzentriere, sie bestärke und ihr mein Vertrauen in ihre Fähigkeiten kommunizieren, wird diese auch ein ganz anderes Selbstbild haben und wahrscheinlich bessere Ergebnisse erzielen. Führungskräfte machen sich diese Strategie gerne zu Nutze. Aber auch im Alltag können wir diesen Effekt für uns nutzen. Wenn ich etwa eine Information einholen möchte, komme ich mit einem freundlichen „Sie können mir bestimmt weiterhelfen…“ mit Sicherheit weiter als mit einem grummeligen „Wahrscheinlich hat in ihrem Saftladen eh keiner einen Plan!“. Ja, das ist zugegebenermaßen etwas überspitzt, dient aber auch nur zur Verdeutlichung.
Aber probiert es doch einfach aus. Statt sich mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung das Leben schlecht zu reden, geht einfach offen und positiv auf euren Gegenüber zu. Und versucht es vielleicht auch mal bei euch selbst. Anstatt euch selbst innerlich klein zu reden, fokussiert euch auf eure Stärken und findet aufbauende Worte. Selbst wenn es nicht immer klappt, ihr habt dabei nichts zu verlieren.
Liebe Vanessa,
vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man viel mehr positive Rückmeldungen erntet, wenn man Freundlichkeit sät. Und auch ohne direktes Feedback von anderen geht es mir einfach besser, wenn ich grundsätzlich davon ausgehe, dass mir meine Mitmenschen wohlgesonnen sind.
Herzliche Grüße und weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Bloggen
Rebecca
Hallo Rebecca,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Deine Anmerkung ist klasse, daran hatte ich noch gar nicht gedacht 🙂
Viele Grüße
Vanessa