Haus und Garten Minimalismus

Zu viel Platz?

Ein gängiger Nebeneffekt des minimalistischen Lebensstiels ist ja, dass man genug Stauraum hat – mehr als genug. Vor allem, wenn man nur Dinge ins Haus lässt, die man auch wirklich benötigt – Nachbars Katzen gehören nicht dazu, auch wenn sie ständig auf eine Gelegenheit lauern, an uns vorbei nach drinnen zu witschen.

Lass mich doch rein

Nachdem unser Umzug nun auch schon einige Monate zurück liegt haben alle Dinge ihren Platz gefunden. Die Fahrräder und Gartengeräte sind aus dem Keller endlich ins langersehnte Gartenhäuschen gewandert und der Raum wirkt wieder viel luftiger, als direkt nach dem Einzug. 

Ich freue mich tatsächlich auf die dunkle, kalte Jahreszeit. Dabei bin ich alles andere als ein Fan von Schnee, Eis und Kälte. Aber so langsam macht sich Erschöpfung breit, vor allem körperlich in Form einer ungeheuren Bettschwere. Ein paar ruhige Regennachmittage wären nicht unwillkommen…

Nachdem der Sommerurlaub etwas holprig verlief, haben wir die letzten Wochen mit dem Aufbau des Gartenhäuschens verbracht. Wobei es sich dabei genau genommen um einen schicken Schuppen für Rasenmäher, Gartengeräte und Fahrräder handelt. Ursprünglich war geplant, dass der Bausatz hierfür Ende der ersten Urlaubswoche hier ankommt und wir dann zu zweit mal eben schnell alles aufbauen. Es kam dann anders, als geplant und mittlerweile haben wir auch gelernt, dass von ‚mal eben schnell‘ nicht die Rede sein kann.

Da der Bausatz aus unbehandeltem Holz besteht, hatten wir natürlich Sorge, die nur groß verpackten Latten zu lange in der Einfahrt liegen zu lassen. Sobald sich also nach einem kurzen Wetterumschwung die Sonne zum Wochenende hin wieder gezeigt hat, haben wir spontan mit dem Aufbau begonnen – der Mann ganz tapfer mit gebrochenem Fuß. Schnell war klar, dass alles etwas länger dauert als angenommen. Mir glaubt ja immer keiner…

Zum Glück ist spontan der Bruder meines Mannes zur Hilfe geeilt – den Spaß wollte er sich auch nicht nehmen lassen. Und auch unser Nachbar hat kräftig mit angepackt. Zu viert haben wir tatsächlich in zwei Tagen die Hütte hochgezogen. Die darauffolgenden Abende unter der Woche haben wir genutzt, um die restlichen Balken und Latten anzubringen, alles von innen und außen zu streichen und das Dach einzudecken. Das Wetter hat uns ausnahmsweise mal nicht boykottiert und mit dem ersten Regen brav gewartet, bis alles wetterfest war. Wobei die Arbeit bei 30° C nicht gerade leichtgängig ist aber lieber so, als wenn uns das unbehandelte Holz nass geworden wäre. Die Latten waren so schon ganz schön verzogen, ist halt ein Naturmaterial.

Auch jetzt arbeitet das Holz weiter – ganz im Gegensatz zu uns. Wir freuen uns, dass endlich alle Gartengeräte aus dem Keller ausziehen können und auch der Rasenmäher ein richtiges Zuhause bekommen hat. Bisher stand er unter einer Plane, nicht so wirklich ansehnlich, auf der Terrasse. Und auch die Fahrräder blockieren jetzt nicht mehr den Weg zur Waschmaschine, wir haben wieder richtig viel Platz.

Allerdings merke ich schon, wie leichtfertig man Dinge, die man nicht (mehr) braucht, in den noch luftigen Keller packt. Ist ja reichlich freier Raum vorhanden und wenn man nicht alles einfach in den Müll werfen will, kostet es auch Zeit, die Dinge wieder loszuwerden.

Da war der Sperrmüll die leichteste Übung. Wobei die sich beim Abholen wahrscheinlich auch gedacht haben, dass sich die Anfahrt ja nicht mal richtig lohnt. Aber das alte und verschrabbelte Kopfteil unseres Bettes, das seit der Neugestaltung im Keller stand, loszuwerden, hatte schon etwas Befreiendes. Und zusammen mit dem Hasenstall der Nachbarn und ein paar kaputten Wäschewannen hat man den Sperrmüll zumindest als solchen erkennen können.

Vieles gibt es auch gar nicht, dass weg kann und soll. Da ist eine Lampe, die wir lange vorm Umzug erstanden hatten, die dann am Ende doch nicht gepasst hat. Meine Lektion daraus? Mehr Geduld und erst dann etwas anschaffen, wenn der vorgesehene Platz dafür auch wirklich da ist. Denn Papier ist geduldig, in der Realität sieht vieles anders aus (besser) als auf den Plänen.

Und dann ist da noch eine Abdeckung fürs Kellerfenster. Die waren eigentlich schon alle da, wir haben nur nicht realisiert, dass ein Schacht breiter als die anderen ist. Erst, als die erste Abdeckung angebracht war, ist uns aufgefallen, dass es da irgendwie Unterschiede gibt. Leider als 3-er-Pack bestellt und daher nicht rückgabefähig. Jetzt wird wirklich alles doppelt vermessen, bevor wir Material für unsere Bau- und Bastelprojekte besorgen.

Und dann sind noch einige Baumaterialien wie Farbe, Fließen und Gips. Die werden irgendwann verarbeitet und stören mich daher nicht groß. Trotzdem schaue ich immer genau, was wir da einlagern. Denn, wenn man es definitiv nicht mehr brauchen kann, nimmt es nicht nur unnötig Platz weg sondern wird womöglich auch mit der Zeit unbrauchbar. Selbst nagelneue Silikon- und Acryltuben können auf Dauer eintrocknen. Es bringt also nichts, alles auf Verdacht ins Regal zu stellen. Wenn man es dann tatsächlich irgendwann braucht und nur noch Kaugummi in der Tube steckt, ärgert man sich nur und muss doch nochmal neues Verbrauchsmaterial besorgen. Wobei das schnell geht, da ich den hiesigen Baumarkt mittlerweile in- und auswendig kenne…

Nachdem wir uns eingelebt und vor allem einsortiert haben, tun sich doch einige luftige Orte auf – da sind freie Fächer in den obersten Küchenschränken, freie Regalflächen im Keller und viel freier Stauraum im Bad. All das verführt natürlich schnell dazu, wieder Dinge dort hin zu packen. Prinzipiell ist das ja auch in Ordnung, WENN das, was man dann da hin packt auch einen Sinn hat. Was ich aber auf jeden Fall vermeiden möchte ist, dass sich irgendwelcher Kram ansammelt, bloß weil´s halt bequem ist. Der leere Pflanztopf landet mal eben im Regal und zack – alles wieder vollgestellt.

Ganz gefährlich ist es im Garten. Der ist riesig und läd natürlich ein, den einen oder anderen Nippes irgendwo zu platzieren. Und tatsächlich hat schon das eine oder andere den Weg hier her gefunden und sich zwischen Blumen und Sträuchern breit gemacht. Ein paar (viele) Totenköpfe aus Beton aus meiner frühsommerlichen Massenproduktion zieren eine alte Mauer und die Zaunpfosten. Das passt zu uns und darf trotz meiner Aversion gegen Gartendeko bleiben.

Dann haben wir noch einen kleinen Gnom, den wir uns vor Jahren mal zugelegt haben. Merke: Nicht betrunken shoppen!!! Eigentlich hatten wir aus Jux nach erhängten und erstochenen Gartenzwergen gesucht, um unsere Ankunft im Spießertum zu untermauern. Der kleine Fiesling ist mittlerweile irgendwo im Hochbeet zugewuchert und hat sich damit vor möglichen Ausmist-Aktionen in Sicherheit gebracht. Wobei er eigentlich gar nicht in Gefahr ist.

Zu guter Letzt haben wir noch eine seltsame Blume/Sonne aus rostigem Metall. Die hat sogar einen praktischen Nutzen als Schutz junger Pflanzen vor dem Rasenmähermann. Wobei das hoffentlich das letzte nicht lebende Mitbringsel bleibt – Dinge mit Wurzeln (natürlich winterhart und hart im Nehmen) hingegen sind herzlich willkommen. Wird alles eingepflanzt und was überlebt, darf bleiben. Ich muss bei Gelegenheit mal eine Auflistung machen, was ich schon alles gepflanzt habe. Wenn das alles anwächst, haben wir nächstes Jahr ein ganz unminimalistisches Bienenparadies.

Bis dahin genieße ich aber erst mal die etwas gemächlicheren Tage und stecke die Nase hoffentlich endlich mal wieder tief in ein gutes Buch.

22 thoughts on “Zu viel Platz?

    1. Respekt, so eine Fläche will auch erst mal gestaltet und gepflegt werden. Dagegen haben wir ja fast schon einen kleinen Garten und trotzdem eskalieren die Besuche in der Gärtnerei regelmäßig 😇.

  1. hmmmm.
    ich bin etwas ratlos.
    denn was ist minimalistisch an hundert+ quadratmetern neu(!) versiegelter fläche für grade mal 2 personen???
    abgesehen vom ökologischen impact dieses ganzen betons……
    xx

    1. Naja, es findet halt nicht jeder da wo er arbeitet auch ein passendes Zuhause, da wird nun mal auch neu gebaut. Das geht übrigens auch in klein, und mit viel Grün außen rum, da muss man nicht gleich alles versiegeln. Wir haben (und wollten) nicht mehr Quadratmeter Wohnraum wie vorher und ein größeres Haus hätte auch gar nicht auf den Grundriss gepasst. Mag ja sein, dass vertrocknete Brombeerhecke, Hühnergehege und Abrissgebäude ökologisch wertvoll sind. Aber vielleicht sollten auch nur Menschen mit Kindern neu bauen dürfen?!

    2. Das ist nun mal die gängige Art zu bauen hierzulande. Leider. Zwar gibt es Ansätze, ökologischer zu bauen, doch da fehlen – wie so oft – Fachkräfte und Know-How. Aber ich denke, das wird sich in Zukunft schon noch durchsetzen, wenn die herkömmlichen Baumaterialien weiterhin so teuer bleiben und/oder der Klimaschutz stärker in den Fokus rückt.
      Im Futurium https://futurium.de/ werden nachhaltige Baumaterialen vorgestellt.
      Und dann gibt es noch Projekte wie die Solidarische Bauwirtschaft https://sobawi.de/ , die Alternativen zur derzeitigen Bauwirtschaft aufzeigen.
      Ich selber wohne in einem klassischen EFH mit Bodenplatte. Für meine Kinder wünsche ich mir jedoch, dass sie einmal in ökologischeren Varianten wohnen dürfen. Vielleicht sogar in Gemeinschaft? Denn der Siedlungscharakter unserer Dörfer und Vororte fördert nicht gerade das Miteinander…
      LG Anne

      1. Die nachhaltigen Bauprojekte finde ich auch spannend. Leider, wie du schreibst, noch viel zu teuer. So eine natürlich klimatisierte Hobbithöhle unter einem vollständig begrünten Hügel wäre genau das Richtige für mich. Oft sind es aber auch die gesetzlichen Vorgaben und Regelungen, die sämtliche Kreativität zu Tode regeln. Vieles, wie z.B Tiny Houses, darf man nicht einfach so umsetzen. Was das Amt nicht kennt, wird nicht genehmigt (ist zum Glück nicht überall so). Aber die Zeiten wandeln sich und ich bin wirklich gespannt, wie wir in Zukunft leben werden. Der Platz wird ja nicht mehr…

        1. Oh ja, da hast du Recht!: Viele Vorhaben scheitern tatsächlich schon daran, dass sie nicht genehmigt werden. Ein Umdenken hat definitiv noch nicht stattgefunden.

    1. Ich wünschte nur, ich hätte so viel Geduld wie Platz. Bin schon gespannt, wie es aussieht, wenn all die Pflanzen mal ausgewachsen sind. Die Hummeln und Bienen sind aber mit dem Angebot offensichtlich schon ganz glücklich und sehr fleißig.

  2. Na das die Hütte nicht „mal eben“ aufzubauen war, glaube ich sofort! Super, dass Ihr es immerhin im Trockenen geschafft habt, auch wenn der Preis dafür die Sonne war.

    Wir dachten 2003 vorm Einzug ins Haus, wir würden „mal eben“ an einem Tag 30 qm Klick-Parkett samt Unterschichten verlegen (hat dann drei gedauert …).

    Ich liebe leere Flächen, die Vollstellversuchungen sind gering. Aber meinen Mann ziehen die magisch an, um sie vollzustellen – das Leben ist ein Kompromiss … deshalb habe wir viele Bereiche im Haus, die ihm oder mir zugeordnet sind und die der der andere nicht sieht. Bei Gemeinschaftsbereichen setze ich mich zu 80 % durch.

    Wünsche einen erholsamen Feiertag!

    1. Ist bei uns ähnlich, wir brauchen auch meist länger als „mal eben“ abgeschätzt und Mann hat natürlich ganz andere Bedürfnisse, was Dinge und frei Flächen angeht, wie ich.
      Dir auch einen schönen Feiertag!

  3. Die Gartenhütte ist Mega und ich bin gespannt, wie euer Garten aussieht, wenn das Bienenparadies gewachsen ist. Das mit den Kisten im Keller kenne ich nur zu gut. Unsere stehen da auch immer noch und warten auf den übernächsten Flohmarkt 😉
    Wenn das Wetter jetzt wieder etwas kühler wird, machen wir unsere Wohnung auch endlich soweit fertig. Im Sommer hat es uns doch mehr nach draußen gezogen.

    1. Das schöne Wetter haben wir auch eher draußen verbracht. Dementsprechend vernachlässigt sind Dinge wie Fensterputzen oder auch die gemeinschaftliche digitale Datenablage. So wie es aber gerade stürmt, ist der Herbst wohl nicht mehr weit. Dann gibt es keine Ausreden mehr 😉

  4. Stauraum braucht man eigentlich immer, allerdings hat er die schlechte Eigenschaft zu gemüllt zu werden, zumindest bei uns. Da hilft dann nur immer wieder aufräumen und sich zu trennen. Das Gartenhäuschen gefällt mir gut, und man braucht auch Platz für die Gartengeräte.
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Ich war anfangs auch überrascht (und erschlagen), was man für einen großen Garten alles braucht. Wir hatten erst verschiedene andere Optionen überdacht. Die Fahrräder sollten ja ursprünglich in die Garage, für die aber am Ende das Geld gefehlt hat. Dann hatten wir verschiedene Eigenbau-Varianten an unterschiedlichen Orten im Kopf um für Rasenmäher und Räder eine Abstellmöglichkeit außerhalb des Kellers zu schaffen. Man fährt erstaunlich wenig mit dem Rad, wenn man nicht gescheit dran kommt. Mit dem Endergebnis sind wir auch mehr als zufrieden.
      Dir ebenso einen schönen Sonntag!
      LG
      Vanessa

  5. Hallo Vanessa,
    das „alte Farben“ Erlebnis kenne ich auch. Aktuell wollte meine Tochter das Zimmer und ein Brett streichen. Die Holzfarbe war noch benutzbar. Aber die ganzen anderen Töpfe? Fehlanzeige.
    Dabei haben wir erst vor einiger Zeit das alles ausgemistet.
    Unser Keller ist leider nicht so groß und dient meinem Mann als Zwischenlager für seine Arbeitsmaterialien. Soll heißen: Wir kommen nie bis an die Regale und Schränke, wo das Zeug eigentlich hineingehört.
    Die sind also immer schön leer und das ganze Zeug geht auf dem Weg dorthin langsam aber sicher kaputt.
    Ein zweiter angemieteter Lagerraum ist übrigens auch keine Lösung des Problems.
    Ich wünsche dir noch ein paar sonnige Tage, damit du deinen Garten auch noch genießen kannst.
    Liebe Grüße
    Susan

    1. Hallo Susan,
      das erinnert mich an unseren ehemals mit Kartons zugestellten Keller. Da kam man auch an nichts ran. Wenn alles nichts hilft, muss man sich wohl mit der Situation arrangieren. Immerhin musst du die Regale nicht aufräumen 😉.
      LG
      Vanessa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert