Minimalismus

Über den Umgang mit Büchern

Dank des Beitrags von Sabiene bin ich über diesen schönen Artikel von Bücher wie Sterne gestolpert. Er gibt unumwunden zu, das er sich zu diesem Text vom Kaffeehaussitzer inspirieren hat lassen. Beim Lesen hatte ich dann auch immer mein eigenes Verhalten vor Augen. Wir haben ja alle so unseren ganz eigenen Bezug zu den Büchern, die durch unsere Hände und Köpfe wandern. Und so habe ich mir ebenfalls erlaubt, zu den Überschriften meine ganz eigenen Gedanken und Erfahrungen aufzuschreiben.

Über das Sammeln

Früher, lange vor MP3 und Co., habe ich CDs gesammelt. Das waren meine Schätze und mein „Schaut-her-das-bin-ich“ im Regal. Daneben gab es immer auch Bücher und die wurden auch immer mehr. Irgendwann aber hat sich das alles gewandelt, die Musik ist digital geworden und mir ist es egal geworden, was andere von mir denken. Die Bücher sind nie ganz ausgezogen aber sammeln tue ich sie nicht, da bin ich sehr minimalistisch unterwegs. Ein paar alte Taschenbücher von Terry Pratchett, die hier vielleicht nochmal gelesen werden, durften bleiben. Ansonsten ist es ein reges Kommen und Gehen. Was nicht nochmal gelesen wird, wird wieder in die große weite Welt entlassen. Das Leben ist zu kurz und die Liste der Bücher zu lange, um viele davon ein zweites Mal zu lesen.

Über das Verleihen

Wenn ein Buch nicht gerade gelesen wird oder auf der Leseliste ganz oben steht, verleihe ich es gerne. Egal, ob und wann ich es wieder bekomme. Ich finde es wunderbar, wenn ein gutes Buch so viele Menschen, wie möglich erreicht. Wobei ich Bücher eher weitergebe oder gleich im nächsten Bücherschrank aussetze.

Über die perfekte Lesehaltung

Umso spannender das Buch, umso weniger nimmt man diverse Körperzwangshaltungen überhaupt wahr. Da kann es schon mal sein, dass Arm oder Fuß einschlafen oder der Nacken am nächsten Tag steif ist. Gelesen wird hauptsächlich im Lesesessel, aber auch Bett, Sofa, Gartenstuhl oder – ganz neu – Hängematte sind perfekte Orte zum Schmökern.

Über Heißgetränke

Je nach Tageszeit gibt es Kaffee oder Tee. Und weil bei einem spannenden Buch das Heißgetränk auch gerne mal in Vergessenheit gerät (wie auch beim Schreiben), habe ich einen schönen Thermobecher. Man sagt zwar, kalter Kaffee mache schön aber da verziehe ich dermaßen das Gesicht, dass er bei mir eher Falten macht.

Über Kaltgetränke

Kopfschmerzen wegen Dehydration kann ich beim Lesen gar nicht gebrauchen. Neben dem Thermobecher begleitet mich daher auch immer meine Wasserflasche. Die habe ich quasi 24/7 um mich, immer mit Leitungswasser gefüllt. Nicht mal das Smartphone darf so viel Zeit mit mir verbringen.

Über Notizen im Buch

Geht gar nicht! Vor allem, da ich die wenigsten Bücher behalte. Aber ich notiere mir schon mal wichtige Aussagen oder fotografiere besonders schön geschriebene Absätze.

Über Lesezeichen

Als ich meinen Mann kennengelernt habe, hat er mir ein Lesezeichen auf einen Zettel gemalt. Das habe ich immer noch (treu dem Motto „Behalte, was dich glücklich macht“, laminiert und mit Bändel) aber für das Zweit- und Drittbuch nimmt man, was gerade griffbereit ist. Im besten Fall habe ich eine schöne Postkarte zur Hand, eine Zeitlang war es das Foto einer türkisblauen Bucht aus einer Zeitschrift. Nur Knicke oder der Schutzumschlag (den lege ich eh immer zur Seite) gehen nicht.

Über schiefgelesene Bücher

Eigentlich mag ich es nicht, wenn ein Buch schon so richtig abgenutzt und verfranzt ist. Auf einem Buchrücken hatte einer der Vorbesitzer aber mal handschriftlich „sehr spannend“ notiert. Und so habe ich all meine Vorbehalte zur Seite geschoben und dieses Schätzchen mit nach Hause genommen. Mein Mut wurde belohnt, auch wenn das Buch beim Lesen fast auseinandergefallen ist. Und auch die Schwiegermama war danach ganz begeistert, mehr noch als ich selbst. Mit etwas Klebeband verarztet reist das Buch nun weiter durch die Welt.

Über das Nosing

Lässt sich mit Schnüffeln übersetzen, habe ich vorher auch noch nie gehört. Scheint aber unter Bücherliebhabern ein bekannter Begriff zu sein. Wer sich aus Altbeständen und Bücherschränken bedient, darf keine empfindliche Nase haben. Papier nimmt schon bei geringer Feuchtigkeit einen intensiven Modergeruch an und den bekommt man dann auch nie ganz weg. Also meine Nase stecke ich eher nicht so tief und wortwörtlich in ein Buch.

Über das Durchhalten

Warum die wertvolle Lebenszeit mit einem schlechten Buch verbringen. Wenn ich mich auch nur eine Minute darüber ärgern muss, lege ich ein Buch auch schon mal weg. Digitale Bücher kann man sogar zurückgeben, das ist vielen gar nicht bewusst. Wenn schon die ersten Seiten so voller Schreibfehler sind, dass ich auf den Rest gar keine Lust mehr habe, nutze ich das. Bei Büchern auf Papier und wenn ich sie nicht selbst gekauft habe (was die Regel ist), kommen sie in den Bücherschrank. Geschmäcker sind ja verschieden und vielleicht wird jemand anders glücklich damit.

Über das Aussortieren

Alles, was ich nicht nochmal lesen werde, kommt weg. Die Leseecke wurde bei der Planung von der Architektin als Bibliothek tituliert. Weil damit der Statiker ein Problem hatte, heißt sie in den Plänen nun Galerie. Hätte der Statiker meine Bibliothek gesehen, er hätte wohl keine Bedenken gehabt. Sie besteht aus einer schwankenden Anzahl von ca. 20-30 Büchern. Als fortgeschrittener angehender Minimalist hat man ja generell nicht so viel Zeug auch wenn das minimalitische Bücherregal nicht wirklich eine Zielsetzung für mich war. Wobei ja gerne empfohlen wird, genau da mit dem Aussortieren anzufangen…

Über die Ordnung im Bücherregal

Gelesenes steht hinten, nicht gelesene Bücher liegen griffbereit vorne im Regal. Da das Regal eigentlich für CDs vorgesehen war (welche mittlerweile aussortiert sind), muss ich ein bisschen flexibel sein. Dafür ist obendrauf um so mehr Platz für alles, was gerade gelesen wird und die obligatorische Tasse Kaffee.

Über die Haptik

So komfortabel die digitalen Bücher auch sind, ich liebe Bücher aus Papier. Allerdings bevorzuge ich Softcover, die sind leichter und die Ecken drücken einen nicht. Vor allem aber finde ich es schön, mal nicht auf einen Bildschirm zu starren. Das tue ich eh schon viel zu viel.

Über das Wegschmeißen

Ich habe in der Tat schon Bücher in der Papiertonne entsorgt. Wenn ein Buch so mies ist, dass ich mich schämen würde, es jemandem zum Lesen zu geben oder der Inhalt völlig veraltet ist, kommt es weg. Ich frage mich immer, was in den Köpfen vorgeht, wenn jemand einen Atlas von 1950 oder völlig überholte Sachbücher in einen Bücherschrank stellt. Müll gehört im Müll entsorgt, keine falsche Scheu!

Fortsetzung

Was lese ich als nächstes? Die Frage aller Fragen, die sich in schöner Regelmäßigkeit stellt, beantworte ich stets spontan aus dem Bauch raus. Aktuell liegt da ein englischsprachiges Sachbuch, das ich von den Kollegen zum Abschied bekommen habe, ganz oben auf dem Stapel. Aber ich liebäugle auch mal wieder mit einem Besuch im nahegelegenen Bücherschrank, um mich mit kostenlosem Lesefutter einzudecken…

16 thoughts on “Über den Umgang mit Büchern

  1. Keine Notizen machen? ach herrje… bei mir liegt IMMER ein Textmarker bereit um mir wichtige Passagen zu markieren. Und diesen nutze ich auch in vollem Umfang 🙂

    1. Ich finde es sogar sehr spannend, wenn ich ein gebrauchtes Buch lese, wenn die Vorbesitzer Stellen im Buch markiert haben. Da ich selbst aber nicht immer denselben Ort im Haus zum Lesen nutze, habe ich sowieso keine griffbereiten Textmarker. Aber im Zweifel mache ich auch mal eine Lesepause, um das Handy für ein Foto zu holen, wenn ich eine Stelle für so (be)merkenswert erachte.

  2. Bücher zu verleihen / verschenken ist eine tolle Sache, das mache ich auch gerne! Ich finde nämlich, dass es häufig gar nicht so leicht ist ein gutes Buch zu finden, wenn man danach sucht (gerade bei Romanen ist das bei mir so, für Sachbücher habe ich noch eine Liste an Büchern vor mir, die ich lesen will). Daher bin ich hier für Tipps und Empfehlungen offen und gebe gerne die Bücher, die ich gut fand, an andere weiter

    liebe Grüße,
    Hanna

  3. ich sammle ja gar nix…….
    aber ich besitze etliche grossformate in leineneinband mit künstler-illustrationen, aus meiner kindheit – märchen & sagen aus allen weltgegenden (da hat sich die DDR richtig mühe gegeben mit) – die geb ich nicht her, weil sie immernoch sehr inspirierend sind.
    und meine agatha christie bücher – die kann ich immerwieder lesen, weil sie so wunderbar sind und ich jedesmal wieder nicht weis, wer der mörder ist 😀
    ausserdem die antiquarischen abenteuer-berichte – die lesen wir auch gern immer mal wieder – am liebsten, wenn im winter das wetter um die warme stube heult.
    mit bahnhofsbuchhandlungen-schund und „chick-lit“ (geschenke!) habe ich allerdings auch schon geheizt – vor dem lesen…….
    in B gab es um die ecke einen buch-tausch-laden – ein integrations-projekt für psychisch kranke. man gab bücher ab, nahm andere mit, spendete ein paar euro. ausgelesen habe ich die bücher grösstenteil auch wieder hingebracht – aber wir haben da auch schonmal schätze gefunden und geschenke, über die sich die empfänger wirklich gfreut haben.
    e-book? never!
    xxxxx

    1. Bücher, die man immer wieder in die Hand nimmt, muss man ja auch nicht zwangsausmisten (finde ich eh schlimm, diesen Wettbewerb und alles auf Teufel komm raus wegreduzieren wollen). Wenn ich ein Buch nochmal lesen möchte, verleihe ich es höchstens aber es bekommt ein festes Zuhause im Regal. Chick Lit musste ich erst mal nachlesen, ich wusste gar nicht, was das ist… das würde ich auch zum Heizen nehmen! Schade um die schönen Gehirnzellen.
      Jetzt freue ich mich glatt schon wieder auf die kalte Jahreszeit – mit dem Bild der warmen Stube und dazu einem spannendes Buch im Kopf.

  4. Früher war ich die Ober-Leseratte. Hab Bücher verschlungen, eins nach dem andern. Aber ganz ohne alles; ich sass einfach irgendwo, wo’s bequem war, ohne Heiss- oder Kaltgetränke, ohne Notizen oder Leuchtstift. Ich konnte mich stundenlang völlig ausklinken. Gekauft hab ich Bücher selten, wenn, dann nur ganz spezielle Bildbände, die ich dann i.d.R. auch bis heute horte. Die meisten waren ausgeliehen, in der Bibliothek oder von Freunden/Verwandten, und fanden dann den Weg wieder zurück zum Besitzer, so wie sich das gehört. 😉 Ansonsten verkaufe ich bis heute, was zu entbehren ist, am Flohmarkt. In meinem Sideboard stehen ganz wenige Bücher, und ich gehe jedes Jahr nochmal drüber um zu sehen, was doch wegkann.
    Izwischen lese ich nur noch ganz wenig: angefangen hat das Ganze, als ich plötzlich nicht mehr scharf sehen konnte und eine Lesebrille gebraucht hätte. Das zog sich dann, bis ich mich durchringen konnte, mir eine Gute machen zu lassen. Und dabei ist auch die Lust am Lesen ein wenig auf der Strecke geblieben…..
    Aber: WENN ich lese, dann immer und ausschliesslich „echte“ Bücher. Da verweigere ich mich der Elektronik völlig. Ich brauche ganz unbedingt die Haptik eines Buches, das Rascheln beim Blättern etc. Und Wegwerfen kommt auch eher nicht in Frage. Wenn, dann gebe ich die Bücher weiter.
    Liebe Grüsse!

    1. Ein „echtes“ Buch ist für mich auch immer schöner, als die digitale Variante. Ich sitze eh schon den ganzen Tag vorm Bildschirm, da will man nicht noch zusätzlich einen in der Hand haben. Aber wenn der Bücherschrank mal nichts hergibt oder ich etwas ganz spezielles suche bin ich froh drüber. Manches bekommt man nicht oder nur schwer gebraucht, da ist das eine praktische Alternative. Aber Weitergeben ist dann halt echt schwer 😉

  5. Ich habe gerade meinen Schreibtisch aufgeräumt. Das ist so ein antikes Teil mit einem Aufsatz. Und auf dem sammeln sich aus unerfindlichen Gründen Bücher. Also habe ich die zum Bücherschrank im Wohnzimmer getragen. (ich habe keine Regale mehr, weil ich nicht immer dran denken will, dass ich nicht abgestaubt habe).
    Nun, ich mache das Fach im Wohnzimmerschrank auf, dass für die Neuankömmlinge gedacht ist.
    Nur ist das halt auch voll. Nach einer Runde umsortieren steht jetzt auf meiner To-Do: Bücherschrank aussortieren. Und dabei gehe ich gefühlt jede Woche in unsere neu eröffnete Bücherei, lese viel in der Onleihe und habe einen Tolino.
    Ich konnte bei den meisten Punkten von dir nur nicken. Bücherwürmer halt.

    1. Bücherwürmer sind mir die liebsten Würmer! Um das volle Fach für Neuankömmlinge beneide ich dich ein bisschen. Mir geht gerade ein bisschen das Futter aus und die hiesige Bücherei hat nur an zwei Abenden pro Woche für 1-2 Stunden geöffnet. Der Ausflug zum nächsten Bücherschrank war auch eher enttäuschend und so habe ich nicht mehr wirklich viel Auswahl, wenn das aktuelle Buch ausgelesen ist. Vorm Urlaub muss ich dringend für Nachschub sorgen.

  6. Ich bin geradezu eine Leseratte und sammle auch Bücher, auch Atlanten und die finde ich gerade wegen der Historie interessant, also auf keinen Fall in die Tonne. Habe aber auch schon Bücher entsorgt, die mir nicht gefallen und die auch sonst keiner haben wollte, manche Bücher sind einfach nur schlecht.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Finde ich gut, dass du schlechte Bücher auch konsequent entsorgst. Manche packen ihren Müll dann in den nächsten Büchertauschschrank, weil sie der Meinung sind, Bücher dürfe man nicht wegwerfen. Dabei ist das eine Zumutung für alle, die dort gute Bücher suchen und vor allem für diejenigen, die die Schränke pflegen.

  7. Schön, dass ich dich habe inspirieren können!
    Und danke für deinen Beitrag. Jetzt weiß ich, dass du Pratchett-Fan bist! (Ich nämlich auch). Und das man digitale Bücher zurückgeben kann. Da muss ich mal gucken. Hörbücher von Audible kann man mal zurückgeben. Aber nur ab und zu.
    LG
    Sabiene

    1. Zum Glück musste ich bis jetzt nur selten ein Buch zurückgeben und habe es mit der Funktion nie übertrieben. Aber es ist halt doch was anderes, wenn man in der Buchhandlung mal eine Seite reinlesen kann. Dann sieht man gleich, ob Schreibstil und vor allem Rechtschreibung in Ordnung sind. Wenn beides nicht passt, macht das Lesen einfach keinen Spaß.

  8. Spannend!
    mein leseverhalten ist ganz anders.
    zum einen lese ich recht wenig. dann ist es auchso, dass ich Sachbücher bevorzuge
    im Moment lese ich zum zweiten Mal „Simon Ings – Das Auge“. das 2008 in englisch herausgekommene Buch erweist sich als taufrisch. vieles streiche ich mit einem Marker an. Beim ersten Mal tt ich es nicht.
    Möglich, dass ich es ein drittes mal nutze.

    Liebe Grüße Gerhard
    ich lese zum zweiten mal j

    1. Das klingt auch spannend, werde ich mal auf meine Leseliste packen. Wirklich gute Bücher lese ich auch gerne mehrmals, aber das sind nur ganz wenige (und auch fast nur Sachbücher oder die Nomen-Trilogie von Terry Pratchett).

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