Job

Kollegen aus der Vorhölle – ein satirischer Rundumschlag

Strategische Inkompetenz, Bullshit-Bingo und faule Sesselpupser – wer kennt sie nicht, die Situationen, in denen uns die geliebten Kollegen mal wieder an den Rande des Wahnsinns treiben. Man fragt sich insgeheim, ob man nicht mildernden Umstände im Falle eines Amoklaufes im Großraumbüro geltend machen könnte. In geselliger Runde kommen oft die abstrusesten Geschichten auf den Tisch, mit welchen Horrorkollegen sich manch einer herumschlagen darf.  

Also werfen wir mal einen karikaturistischen Blick in die Kaffeeküche und starten naheliegender Weise in derselben:

Kaffee-Küchen-Terrorist

Jedes mal wenn besagter Kollege die Kaffeeküche verlässt, sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Halbleere Kaffeebecher werden im Waschbecken abgestellt, die Spülmaschine mit dem sauberen Geschirr gekonnt ignoriert, das letzte Stück Kuchen mal eben weggemapft – der leere, verkrümelte Teller bleibt natürlich stehen. Der Kaffeevollautomat blinkt verzweifelt nach wahlweise mehr Wasser, frischen Bohnen, Leerung des Satzbehälters oder Grundreinigung (oder alles zusammen). Dem kann sich aber gerne ein anderer annehmen, der Kaffee-Küchen-Terrorist hat für solche niederen Arbeiten keine Zeit.

Büro-Messie

Ein naher Verwandter des Kaffee-Küchen-Terrorist ist der Büro-Messie. Besprechungsräume werden im Chaos hinterlassen, wo sie gehen und stehen pflastern halbleere Kaffeetassen ihren Weg und das nähere Umfeld ihres Schreibtisches wird gerne mal mit in Beschlag genommen um dem Zwangshorten von mühsam angehäuften Papierbergen den benötigten Raum zu geben. Das ganze soll das Bild des fleißig arbeitenden Kollegen unterstreichen, frei nach dem Motto

Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos.

Albert Einstein

Klassenclown

Noch mehr dumme Sprüche hat der Klassenclown auf Lager. Leider hat ihm niemand gesagt, dass er längst nicht mehr die Schulbank drückt und mit seinen vermeintlich witzigen Sprüchen mehr nervt als unterhält. Denn einen wirklichen Beitrag zur Lösungsfindung kann man von ihm nicht erwarten. Er profiliert sich lieber indem er gute Ideen anderer ins Lächerliche zieht um von seiner eigenen Ahnungslosigkeit abzulenken.

Chef-Choleriker

Während der Klassenclown wenigstens versucht, ein bisschen gute Laune zu verbreiten, arbeitet der Choleriker gezielt in die gegenteilige Richtung. Gerne mit Hochdruck und hochrotem Kopf. Nur wer auffällt, hat auch etwas zu sagen. Dabei vergreift sich der eine oder andere auch gerne mal in der Wortwahl und es kann auch mal persönlich werden. Die lieben Kollegen sind ja eh nur inkompetente Vollidioten und bevor man sich deren unzulänglichen Ausführungen anhört, poltert man lieber mal lautstark dagegen. Generell gilt, um so lauter, umso besser! Rechthaberisch und Recht haben ist doch dasselbe, oder nicht?!

Bullshit-Bingo

Nicht ganz so laut aber leider ebenso unfähig, zuzuhören, sind die Kollegen, die  ihr fehlendes Fachwissen durch endloses Geschwurbel kompensieren und Kritik gekonnt ignorieren. Wobei sie Kritik vor allem aussitzen und durch geschickte Themenwechsel von eigenen Fehlern ablenken. Sämtlicher Widerstand nimmt allein durch ihre Ausdauer logarithmisch ab, da die Zuhörer allesamt ins Land der Alpträume versetzt wurden. Dabei kann man den Kollegen nicht einmal Böswilligkeit unterstellen, sie hören sich einfach am liebsten selbst beim Reden zu. Gut erkennbar daran, dass Argumente mehrfach wiederholt werden, bis man sich als Statist bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ wähnt. Dass dabei die Sprache völlig sinnentleert wird, ist dem Bullshit-Bingo-Player völlig egal.

Unsichtbare

Ganz im Gegenteil zu den vorangegangenen Exemplaren sieht und hört man von den Unsichtbaren überhaupt nichts. Manch einer hat sie noch nie zu Gesicht bekommen und man ist sich nicht einmal sicher, ob der besagte Kollege überhaupt noch im Unternehmen arbeitet. Gerne verbringen die Unsichtbaren ihre Zeit zu 100 Prozent im Homeoffice, da sind sie ungestört und für Kollegen wie Vorgesetzte unerreichbar. So kommt auch niemand auf die dumme Idee, sie um etwas zu bitten oder noch schlimmer – ihnen Arbeit aufzutragen. Ihr selbst erklärtes Ziel ist es, komplett vom Schirm bzw. von der Bildfläche zu verschwinden. Denn, wenn alle vergessen haben, dass es sie gibt, können sie tun und lassen, was sie wollen. Daher meiden sie Teamevents, blockieren ihren Kalender und bleiben unterm Radar. Nur das monatliche Gehalt streichen sie natürlich gerne ein.

Sesselpupser

Im Gegensatz zu dem unsichtbaren Phantom ist der Sesselpupser durchaus präsent. Leider sehr zum Leidwesen seiner arbeitenden Kollegen. Den der Sesselpupser lässt die Arbeit einfach liegen, in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann von selbst erledigt. Damit ist er hochgradig unzuverlässig, denn egal, was er zugesagt hat, es wird nie fertig. Schuld sind natürlich wahlweise die anderen oder äußere Umstände. Schlimmer als die Sesselpupser selbst sind eigentlich nur noch Vorgesetzte, die dieses Verhalten durchgehen lassen.

Dauernörgler

Irgendwie ist ja alles so scheiße, die Arbeit langweilig, der Vorgesetzte ein ungerechter Egomane, die Kollegen inkompetente und faule Idioten, die Kantine ein kulinarisches Verbrechen gegen die gesamte Menschheit, die Putzkolonne verteilt die Toiletten-Keime auf der Tastatur, die Kaffeemaschine mobbt unschuldige Verdurstende, der Bürostuhl hat die falsche Farbe und sowieso war früher alles besser. Das Wetter ist wahlweise zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu nass oder sonst irgendwie wetterig. Auf jeden Fall findet das passionierte Dauernörgler immer etwas zu jammern.

Strategische Inkompetenz

Strategische Inkompetenz lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: Ich mache etwas so scheiße, dass ich es nie wieder machen muss. Die Aufgabe bleibt dann bei den kompetenteren Kollegen hängen. Die sind zwar meist eh schon überlastet aber das interessiert den strategisch Inkompetenten nicht. Ganz Kollegenschwein lässt er ungeliebte Aufgaben lieber von anderen erledigen, um selbst eine ruhige Kugel zu schieben. Dabei geht er besonders geschickt vor, denn es soll ja nicht nach Arbeitsverweigerung aussehen. Lieber stellt man sich so blöd an, dass dem Vorgesetzten gar nichts anderes übrig bleibt, als wichtige Aufgaben auf einem anderen Tisch zu platzieren. Und zur Krönung schmiert man dem Kollegen dann noch ein „du kannst das ja sooo gut“ ums Maul.

Projektleiter

Als Projektleiter braucht man ein dickes Fell, über keine andere Gattung wird so viel gejammert. Viele haben einen, die wenigsten mögen ihn. Gerne vereinen sie mehrere Kompetenzen der vorangegangenen Horrorkollegen. Bei lautstarken Telefonaten darf das gesamte Großraumbüro am Bullshit-Bingo teilhaben. Das Team wird mit Meetings und E-Mails überhäuft, damit ja keine Langeweile aufkommt. Und während man selbst permanente Überlastung zur Schau stellt, werden die eigenen Aufgaben geschickt ans Team delegiert. Bei unangenehmen Kundenterminen flüchtet man sich mal eben mit gespielter Entschuldigung zum Zahnarzt. Sollen doch die Anderen den Frust des Kunden über nicht aktualisierte Terminpläne und mangelnde Kommunikation einstecken.

Dabei der Projektleiter am Ende echt ein armer Tropf. Er trägt zwar die Verantwortung, doch sind ihm selbst meist die Hände gebunden und er ist dem Gut will seiner Team-Kollegen hilflos ausgeliefert. Wenn das nicht Karma ist.

Ich hoffe, es fühlt sich hier niemand persönlich angegriffen – oder ertappt. Letztendlich sind Kollegen auch nur Menschen und haben ihre guten und schlechten Tage. Wenn man sich mal vor Augen führt, wie viel Zeit wir mit unseren Kollegen verbringen, ist ein gutes Betriebsklima so wichtig wie wertvoll. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich hauptsächlich mit ganz tollen Kollegen zusammenarbeiten darf. Hin und wieder menschelt es halt, dann hilft Humor und gegenseitiges Verständnis.

Wer aber häufiger Mordgelüste wegen seiner Horrorkollegen verspürt, sollte entweder an seiner eigenen Einstellung arbeiten oder sich nach einem gesünderen Umfeld umsehen.

4 thoughts on “Kollegen aus der Vorhölle – ein satirischer Rundumschlag

  1. Hu. Was bin ich froh, dass ich aktuell keiner – wirklich keiner!- der oben beschriebenen Spezies in meinem nächsten Umfeld im Job begegne. Ich darf tatsächlich behaupten: wir sind eine sehr homogene Truppe. Wir sind ein relativ kleines Team – ich könnte mir vorstellen, dass es immer schwieriger wird, je mehr Arbeitskollegen man hat. Auch wenn eigentlich jeder von uns ein ganz eigener Charakter ist, so klappt das doch ausnehmend gut mit uns. Aber natürlich bin ich auf dem Weg durch mein Berufsleben dem einen oder andern unangenehmen Zeitgenossen schon begegnet. Da reicht ein einziger, und das ganze Klima ist versifft….
    Bisher musste ich allerdings aus diesen Gründen noch nie eine Stelle wechseln; bis dato beschlossen immer die Störenfriede, das Feld zu räumen. 😅
    Hab mich grad gut amüsiert über deine pointierten Beschriebe!
    Liebe Grüsse!

    1. Ich darf mich auch wirklich glücklich schätzen, dass ich das hier nur mit einem Augenzwinkern schreibe. Man verbringt ja ziemlich viel Zeit mit den lieben Kollegen und meine sind in der Tat wirklich sehr lieb!

  2. ich bin seit dem studium solo-selbstständig.
    hab ich nie bereut.
    😀
    wem das grossraumbüro auf die nerven geht, der darf gerne beim pflegedienst, im kindergarten, altenheim, krankenhaus oder bei der stadtreinigung anfangen……
    xxx

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