Mindset

Bin ich schön? Ja, vielleicht, nein, natürlich, manchmal…

Erstaunlicherweise erlauben wir uns ganz selbstverständlich ein Urteil zu fällen, über das Aussehen von anderen Menschen. Meist kennen wir sie überhaupt nicht und meist werden wir sie auch nie kennen lernen. Und doch fühlen wir uns oft bemüßigt, Menschen in Schubladen zu stecken, nur aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds. Oft können wir uns abfällige Kommentare nicht verkneifen, vor allem wenn jemand nicht den gängigen Normen entspricht.

Doch wieso erlauben wir uns, unsere Mitmenschen auf ihr Äußeres zu reduzieren, schlimmer noch, sie deswegen zu denunzieren?

Also in deinem Alter…

Wie oft hört man Sätze wie „Die traut sich was, mir der Figur“ und „Also ich würde ja so nicht rumlaufen“. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand aber trotzdem laut genug, dass es jeder hören kann. Dabei sollten wir doch froh sein, dass nicht jeder sich brav nach dem aktuellen Modetrend uniformiert. Und wir wissen auch nichts über die Hintergründe, weshalb jemand nicht der Norm entsprechen kann oder will. Und dann sorgt ja auch noch die völlig unterschiedliche kulturelle Herkunft dafür, dass wir mal mehr oder weniger bunt, mal größer mal kleiner ausfallen. Eigentlich schön und spannend.

Längst ist das auch in der Werbung angekommen, wobei man hier über die Motive durchaus streiten kann. Oft habe ich auch den Eindruck, dass Andersartigkeit vorgeführt wird, wie Tiere im Zoo. Denn es geht hier nicht darum, dass jeder gleichwertig und selbstverständlich am Modezirkus teilnehmen kann, sondern darum möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und schon werden die nächsten Trends aus dem Boden gestampft.

Wer gestern noch hipp war, weil schlank und athletisch, wird heute als mager betitelt. Tätowiert ist ja auch schon wieder sowas von langweilig. Die richtigen Kurven an den richtigen Stellen kann man dann mit allerhand Hilfsmitteln generieren. Doch kaum passt man ins Ideal, ist das auch schon wieder überholt.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Ein etwas wohlwollender Blick auf sich selbst und andere würde uns allen gut tun. Man muss sich ja nicht jeden Tag rund um die Uhr lieben. Aber es würde schon helfen, nicht so viele Gedanken daran zu verschwenden.

Und was ist mit Menschen, die man kennt und mag? Oft findet man die auch schön. Allerdings nicht nach klassischen Maßstäben und vielleicht auch nicht im Bezug auf körperliche Attraktivität. Aber wenn man den Menschen kennt, kennt man ja auch seine liebenswerten Charaktereigenschaften und plötzlich werden Äußerlichkeiten ganz anders bewertet. Und man hat plötzlich ein Auge für die wundervollen Dinge, die eine Person so besonders machen.

Erstaunlich ist auch, dass man oft gar nicht merkt, dass nahestehende Personen älter werden. Es ist einem schlichtweg egal, dass das Gegenüber ein paar Falten mehr hat. Mal abgesehen davon, wird man ja selbst auch nicht jünger. Und man macht zusammen den gleichen Unfug, wie früher. Das hält im Geiste jung – und vor allem glücklich. Da kommt man gar nicht auf die Idee, sich die Frage nach dem Äußeren zu stellen.

Echte Schönheit oder Norm

Mir persönlich rollen sich jedesmal die Fußnägel auf, wenn ich Überschriften wie „10 Frisuren, die Männer lieben“ oder „Diese 7 Kleidertrends hassen Männer“ lese. Ich muss mich doch wohlfühlen in meiner Haut. Und mal abgesehen davon reicht es mir völlig, das mich ein (mein) Mann so liebt, wie ich bin. Und ja, der sagt mir auch ganz ehrlich, wenn ihm etwas nicht gefällt. Im Grunde lieben wir aber vor allem die Person als Ganzes, den Charakter, die liebenswerten Macken und ja, auch das Äußere.

Klar freue ich mich über ein nettes Kompliment. Die bekommen ich aber dann, wenn ich besonders gut gelaunt und entspannt bin, zum Beispiel nach der Yoga-Stunde. Wenn ich müde und abgehetzt durch den Supermarkt renne, kann auch das hübscheste Outfit nichts mehr ausrichten.

Was also ist denn dann schön? Wer glücklich ist, strahlt meist so mitreißend, dass man gar nicht anders kann, als diese Person attraktiv zu finden. Lächeln ist enorm ansteckend. Wer in sich selbst ruht und sich selbst nicht so wichtig nimmt, strahlt das ebenfalls aus.

Da sieht man schon – Ausstrahlung ist wichtiger, als irgendwelche Schönheitsideale zu erfüllen. Und Charisma kann man sich nicht aufmalen. Sicher haben auch die schönsten Menschen gute und schlechte Tage, und vielleicht sogar Dinge, die sie an sich selbst nicht mögen.  Wir sollten uns einfach immer wieder vor Augen halten, dass das Aussehen nicht alles ist. Das Leben ist viel zu kurz und wertvoll, als sich deswegen verrückt zu machen.

Und noch ein kleines Gedankenspiel zum Schluss für alle, die nicht gerade im der Modebranche arbeiten. Wer sich darüber den Kopf zerbricht, was denn die Kollegen über das Outfit denken, das man womöglich schon den zweiten Tag in Folge im Büro ausgeführt hat, sollte mal überlegen, ob er sich selbst überhaupt erinnern kann, was diese besagten Kollegen am Vortag getragen haben. Wir sind oft so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir gar nicht mitbekommen, was um uns herum passiert. Und unseren Mitmenschen geht es einfach genau so. Das ist doch mal ein entspannter Gedanke. Es interessiert einfach überhaupt niemanden, ob ihr dieselbe Hose wie am Vortag tragt, ein neues graues Haar habt oder womöglich sogar ein paar Gramm mehr auf den Hüften mit euch herum tragt.  

Dem Meer ist es übrigens egal, was für eine Bikini-Figur ihr habt.

10 thoughts on “Bin ich schön? Ja, vielleicht, nein, natürlich, manchmal…

  1. Ach, wenn du mich so direkt fragst: nein, ich bin nicht schön. Zumindest nicht nach den Massstäben, welche z.B. die soz. Med. anlegen. Und genau da hakt es u.a. heutzutage doch auch: wir werden jeden Tag so dermassen mit Material aus den soz.Med. eingedeckt, die uns ein absolut schräges Schönheitsideal aufdrängen, dass wir dadurch oft den Bezug zur Realität verlieren. Da wird auf Teufel komm raus gefotoshopt, und ich verstehe nicht, warum viele das alles als „echt“ wahrnehmen… Da ist der Weg zu vorschneller Ver- und Beurteilung natürlich nicht mehr weit.
    Ich ertappe mich ja manchmal selber dabei, dass ich etwa denke:“Na, die hat ja einen A***h!“. Nur, um mir selber im Geiste dann kurz und präzise auf die Finger zu hauen. 😊 Es steht mir einfach nicht zu. Und ausserdem hast du natürlich völlig Recht: einfach immer zuerst das Innere des Menschen kennenlernen. Wir alle können nichts für unser Äusseres. Aber völlig egal, wie wir aussehen: eine aufgeschlossene, witzige, interessierte und/oder einfach zugewandte Art überspielt jeden körperlichen Mangel ( der ja, in vielen Fällen, gar keiner ist. Siehe oben.)
    Übrigens, ich masse mir tatsächlich an, meine Kleider eine ganze Woche lang (also 3 1/2 Tage) zur Arbeit zu tragen. Ich dusche und wasche mich täglich, ich wälze mich nicht im Dreck, ich transpiriere kaum. Und ich habe tatsächlich andere Hobbys, als Unmengen an Dreckwäsche zu waschen und zu bügeln (vom ökologischen Gedanken dazu mal ganz abgesehen). Wieso also, umManitousWillen, sollte ich jeden Tag frische Klamotten anziehen? Auch so ein seltsamer Auswuchs unserer Gesellschaft….
    Ein interessanter Post, merci dafür!
    Liebe Grüsse!

    1. Ich glaube, uns ist das einfach nicht bewusst, dass so ziemlich alle Bilder, die uns die Medien, allem voran die Werbung, tagtäglich vorsetzen, irgendwie bearbeitet sind. Da hilft nur konsequentes Vermeiden. Und wenn ich mich mal wieder „einnorden“ muss, muss ich nur mal ins Schwimmbad gehen. So sehen Menschen „in Echt“ einfach aus und das ist keineswegs hässlich!

  2. zuviel toxische medien gelesen?
    tröste dich, hab ich früher auch mal…. kurz ;-D
    (da gabs die noch ausschliesslich als print*)
    *was zeigt: ich bin alt!
    und da brauche ich allen „bling“, der mir zur verfügung steht 😀 aber nicht, um anderen zu gefallen – sondern mir selbst! anderen gefalle ich mit meinem nicht-mainstream-konformen stil sowieso meist nicht….. aber mir gefalle ich nunmal besser mit bestimmten frisuren, kräftigem lippenstift und puder auf den wangen, oppulenten klamotten etc.
    und ich muss sagen: unter menschen, die sich mühe geben, nicht gar zu scheusslich auszusehen mittels frisur, kleidung, haltung fühle ich mich einfach wohler. vll. bin ich altmodisch – aber mit seinem miesen tag hausieren zu gehen, indem man „unaufgeräumt“ draussen rumläuft, ist unhöflich.
    klar gibt es extremsituationen, wo einem das äussere völlig egal ist. aber wenn ich so gucke, scheinen sehr viele täglich im katastrophenmodus ;-D
    und dann gibts die andere seite – von dir schon beschrieben: bloss nicht 2x das gleiche tragen, bloss nie ungeschminkt aus´m haus, immer schön dem „trend“ folgen…. das hat nix mit schönheit zu tun – das sind nur minderwertigkeitskomplexe.
    @figur: wohin hat uns denn die ganze „body positivity“ gebracht? über die hälfte aller deutschen ist so übergewichtig, dass es negative folgen für ihre gesundheit hat. von anderen ländern wie USA oder england nicht zu reden. der mensch schlägt immer gleich ins extrem – hungerkuren oder sich komplett gehenlassen. merkwürdig.
    achso: habe 40 jahre in der modeindustrie gearbeitet – dort tragen die meisten tagelang das gleiche – weil sie so viel und konzentriert arbeiten müssen und deswegen keine zeit haben, stundenlang shoppen zu gehen oder sich outfits zusammenzustellen!
    xxx

    1. Erwischt, definitiv zu viele Medien. Allerdings hielten meine Eltern es für eine geniale Idee, mir eine Personenwaage zu schenken, nachdem ich zum Auszug und Studienbeginn ein paar Kilo zugenommen hatte. Die Auswirkungen waren drastisch aber Hauptsache, das Balg ist schön schlank. Es hat dann ein paar Jahre gedauert, bis ich meinen Frieden mit der Zahl auf der Waage und einem gesunden Normalgewicht machen konnte.
      Aber ich gebe dir vollkommen recht, ein bisschen auf sich achten sollte man auf jeden Fall. Und wenn nicht für das Umfeld dann zumindest für das eigene Wohlbefinden!

  3. Du hast völlig recht, es kommt so viel mehr auf die inneren Werte und das eigene Verhalten an, als auf Äußerlichkeiten. Der Begriff „schön“ ist ohnehin sehr subjektiv, es ist daher vor allem wichtig, dass man sich selbst gefällt und sich akzeptiert.
    Komischerweise achte ich gar nicht so selten auf die Klamotten von Kollegen (shame on me!) – daran erinnern dass mehrere Tage lang die gleichen Sachen getragen wurden, kann ich mich aber nicht wirklich

    beste Grüße,
    Hanna

    1. Naja, besondere Outfits fallen natürlich ins Auge, vor allem wenn ein Kollege mal die Sonne (in Form eines knalligen T-Shirts) mit ins Büro bringt. Dann kann ich mir auch ein Kompliment nicht verkneifen.

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