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Überirdische Ausstrahlung dank regelmäßiger Einnahme von Gänseblümchen

Vor einiger Zeit habe ich mich mal mit diversen Kreativitätstechniken beschäftigt um den Kopf für neue Herangehensweisen und alternative Lösungsideen – nicht alternative Wahrheiten –  frei zu bekommen. Hin und wieder muss man einfach aus alten Denkmustern ausbrechen, nur auf Kommando ist das nicht so einfach. Ein Ansatz war, sich zu einem bestimmten Thema für jeden Buchstaben des Alphabets einen Begriff einfallen zu lassen. Aus einem unerfindlichen Grund  hab ich das damals in einer Excel-Tabelle dokumentiert, was sich im Nachhinein aber als unterhaltsame Lektüre erwiesen hat. Und da ich zu dem Zeitpunkt entweder besonders gründlich oder wohl besonders kreativ gewesen sein muss, habe ich auch die Umlaute mit einbezogen. So kam es zu dem weithergeholten Titel, der so völlig frei erfunden ist.

Allerdings musste ich beim Lesen an einen alten Beitrag aus meiner Feder denken – Teures Pipi. Schon als ich zum ersten Mal zu dem Thema recherchiert habe, war ich erstaunt, was sich für teures Geld alles verkaufen lässt.  Seit dem ist gar nicht so viel Zeit vergangen aber irgendwie werden die Produkte, die man täglich einnehmen soll und die einem im Zuge dessen ein gesünderes Aussehen, mehr Energie und schlussendlich ein glücklicheres Leben versprechen immer abstruser.

Was ich jetzt besonders amüsant finde, sind Nahrungsergänzungsmittel mit Detox-Versprechen. Das ist in doppelter Hinsicht ein Geniestreich. Einerseits nimmt unser Körper von diversen Zusatzstoffen gar nicht alles auf bzw. scheidet zum Glück ein Zuviel wieder aus. Andererseits braucht ein gesunder Mensch kein Detox, was auch immer sich die Hersteller darunter vorstellen. Die sagenumwobenen Schlacken, die sich angeblich im Körper ansammeln, existieren in der Realität nämlich gar nicht. Wer also nicht gerade einer ärztlichen Empfehlung zur Darmsanierung folgt, braucht sich normalerweise keine Sorgen zu machen. Aber ohne Sorgen verdient die Nahrungsergänzungsmittelindustrie – was für ein Wurmwort – ja kein Geld.

Und so attestiert uns die Werbung diverse Wehwehchen und Unzulänglichkeiten, die wir eigentlich gar nicht haben.

Besonders nett finde ich ja den Geniestreich, das ganze in „gesunde“ Gummibärchen zu verpacken. Das hat ja schon bei Bonbons für Kinder sehr gut funktioniert, bei denen man gerne mal ein zweites nehmen soll. Und ebenso beim ganzen Glas Milch in der…  –  ihr wisst schon was. Offensichtlich lässt sich das schlechte Gewissen sehr gerne mit Vitaminversprechen und Co. beruhigen. Und wenn man es sich nur lange genug einredet, wird es vielleicht wahr. Nur bekommt man halt von ein paar Kollagenbärchen alleine keine schönere Haut. Selbst wenn das funktionieren würde, ist die Dosis bei frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln viel zu gering, um irgendwelche Auswirkungen zu haben. Da aber Gummibärchen was Leckeres sind, isst man halt einfach ein paar mehr. Ich fürchte nur, statt schöner wird man dann halt schwerer. Und so kommt zum teuren Pipi noch teurer Speck.

Früher haben wir immer scherzhaft gesagt, die Gelatine in den Gummibärchen sei gut für die Gelenke. Wohlwissend, dass das natürlich Quatsch ist und der viele Zucker auch nicht wirklich zu einer ausgewogenen Ernährung beiträgt. Aber ein bisschen Naschen und viel Humor machen das Leben halt einfach schön! (Dabei darf man sich aber nicht über die Herstellung von Gelatine informieren. Das ist eher eklig als humorvoll…)

Das mit dem Zucker ist den Herstellern der innovativen Kollagenbärchen übrigens auch aufgefallen und so werben viele mit dem Kauf-Mich-Label „zuckerfrei“. Aber süß muss es ja trotzdem schmecken, also greift man tief in die Chemietrickkiste und ersetzt die Hauptbestandteile Glukosesirup und Zucker kurzerhand durch Maltit, Sorbitol oder was sonst eben schön süß und billig ist.  Ob diese abenteuerliche Mischung nun gesünder ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Wem das zu verspielt ist, kann den teuren Spaß auch unter dem Namen „Jelly Pills“ ordern. Klingt gleich erwachsener. Eine meiner Lieblingsaussagen einer Ernährungsexpertin zur Wirksamkeit war, dass diese nicht ausgeschlossen sei. Es sei aber fraglich, dass etwaige Veränderungen mit „bloßem Auge erkennbar sind“.  Die Verbraucherzentrale hat die Faktenlage hier sehr schön zusammengefasst. Vielleicht sollte man dann einfach mehr von den Wunderbärchen essen, frei nach dem Motto „viel hilft viel“. Immerhin hat man dann sehr lange etwas von seinem fehlinvestierten Geld, denn so ein Speckring ist ja meist sehr anhänglich. So als Vorsorge für schlechte Zeiten.

Viel günstiger, nachweislich gesünder und um Längen leckerer ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischen Kräutern. Einiges davon wächst sogar oft im eigenen Vorgarten und ist unter dem Namen Unkraut bekannt. Löwenzahn und Sauerampfer eignen sich als beispielsweise Salatzutat und bringen auch die vielgepriesenen sekundären Pflanzenstoffe auf den Teller. Die sind nämlich chemisch als Nahrungsergänzung gar nicht so einfach nachzubauen. Und Naschen bleibt erlaubt, dann aber das was schmeckt und ohne utopische Versprechungen.

Als Kind habe ich im Übrigen sehr gerne Gänseblümchen gegessen. Die schmecken würzig und eignen sich hervorragend als leckeres Topping für den Salat. Die anderen Kinder waren allerdings anderer Meinung und haben mich bei der Kindergärtnerin verpetzt. Wahrscheinlich dachten sie, ich müsse daran zugrunde gehen – oder ich würde ihnen die ganze Wiese wegessen. Eine überirdische Ausstrahlung kann ich daher erwiesenermaßen ausschließen. Aber lecker sind sie trotzdem!

4 thoughts on “Überirdische Ausstrahlung dank regelmäßiger Einnahme von Gänseblümchen

  1. …..und potenzmittel aus nashorn-horn…….
    ich kann immer gar nicht glauben, dass menschen so dermassen dämlich sind, dass sie auf diesen nahrungsergänzungsquatsch reinfallen. aber es ist natürlich einfacher, die verantwortung abzugeben und statt sich „mühsam“ um eine gesunde ernährung und lebensweise zu bemühen, einfach pille schlucken oder gummibärchen (wie krank!) zu kauen…..
    „mühsam“: ja – ist es oft. kochen aus unverarbeiteten, frischen zutaten statt convenience oder lieferdienst. kaum restaurantessen möglich, weil dort fast alles tiefgekühlt und mit ungesunden zusatzstoffen versetzt ist. auf veranstaltungen mit buffet nur die deko-petersilie essen können/wollen. bei einladungen unhöflich erscheinen, weil man weder weizengebäck, überzuckerten kuchen noch schweinernes vom grill oder gar kein fleisch isst. im supermarkt genau und gründlich das kleingedruckte lesen…..
    wäre es nicht toll, wir müssten nur ein paar pillen schlucken und alles wäre gut?
    ;-P
    xxxx

    1. Alles gut mit ein paar Pillen? Bloß nicht, was würde uns da alles entgehen. Gerade die vermeidlich einfachen Lebensmittel können so köstlich schmecken, das würden wir alles ganz schnell verlernen und vergessen. Am Ende machts die Mischung, wir verbieten uns nichts aber versuchen auch ausgewogen zu essen. Dann brauchts auch kein Nashorn-Horn 🤢

  2. Nöp. Ich gebe mein Geld lieber für meine felligen Freunde aus- die sorgen gleich auch noch dafür, dass ich fit bleibe!
    Die einzigen, die von diesen Ergänzungsmitteln profitieren, sind die Hersteller. Aber nun, selber schuld, wenn man alles glaubt, was die einem weismachen wollen! Eigentlich muss man sich nur mal die „Zutatenliste“ geben; wenn man die Inhaltsstoffe kaum aussprechen kann, dann sollte man sie auch nicht einnehmen!
    Bin ganz der Bwärterin Meinung: durch gute Ernährung ist schon viel bewerkstelligt. Wenn dann auch noch viel frische Luft, etwas Bewegung und ein wenig Sorgetragen zur eigenen mentalen Gesundheit dazukommen, dann ist doch alles im grünen Bereich.
    Auch bei uns zuhause wird nur mit frischen Zutaten gekocht. Und ich merke einen deutlichen Unterschied zu dem, was wir im Spital vorgesetzt bekommen: dort schmeckts zwar gar nicht so übel, aber nach dem Essen rumort es immer in meinem Bauch rum wie verrückt. Das passiert zuhause beim Selbstgekochten definitiv nie. Wundere mich ja immer, dass man in einem Spital, wo doch gerade auch gesunde Ernährung ganz selbstverständlich sein sollte, so viel Büchsen- und Fertigzeugs „verkocht“ wird. Wenn ich morgens immer die Rollis vor der Küche stehen sehe mit dem ganzen Plunder drauf (heute z.B. „gekochte und geschälte Eier“; ja meine Güte, wieviel Aufwand kanns denn sein, ein paar Eier zu kochen??), dann wundere ich mich schon sehr. Und dann gibts immer und immer wieder die selben Menues. Irgendjemand macht es sich da sehr einfach….
    Liebe Grüsse!
    PS: Als Kind hab ich immer roten Klee gemampft- also diese hübschen, roten Strubbel-Köpfchen. Die schmecken richtig süss. Heutzutage habe ich irgendwie Hemmungen, Blumen zu esse- ich hab immer das Gefühl, dass die gleich „Aua!!“ schreien….

    1. Das mit dem Klee muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren, auch wenn die „Aua“ schreien. Da muss ich an Frutarier denken, die essen ja glaube ich nur, was die Pflanze nicht umbringt.
      Aber du hast schon recht, dieses Fertigzeugs liegt mir auch manchmal schwer im Magen. Nur die Pizza geht immer, Schoki auch 🙂
      Ganz krass fand ich hart gekochte Eier als „Stangenware“, die man nur noch in Scheibchen schneiden muss. Andererseits ist die Herstellung von solchen Sachen schon faszinierend. Aber manchmal frage ich mich schon, ob solche Köche mit einem rohen Ei überhaupt noch was anfangen können oder ob die sich fragen, was das ist…

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