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Von 0 auf 180 – Bombenstimmung

Wir alle kennen das. In bestimmten Situationen oder bei bestimmten Aussagen sind wir sofort auf 180 und sehen Rot. Oft wissen wir selbst sogar um unseren wunden Punkt bzw. wir kennen die Themen, auf die wir immer wieder anspringen.

Warum verhalte ich mich bestimmten Situationen immer wieder auf dieselbe Art? Warum kann ich mich nicht kontrollieren oder steige immer wieder auf dieselben Konflikteinladungen ein. Welchem Muster folgt mein Verhalten? Wie kann ich es beeinflussen und bewusst steuern?

Diese und ähnliche Fragen stellen wir uns besonders dann, wenn wir mal wieder mit jemandem zusammengerasselt sind oder wenn wir (mal wieder) eine Verhaltensweise abgespult haben, die wir so eigentlich gar nicht leben wollen. Oder wir haben uns bereitschlagen lassen, eine zusätzliche Aufgabe zu übernehmen, statt einfach mal Nein zu sagen.

Gerade in stressigen Situationen neigen wir dazu, automatischen Verhaltensmustern zu folgen, oft ohne es überhaupt zu merken. Die Ursache kann in dem Fall ein innerer Antreiber sein. Der Begriff kommt aus der Transaktionsanalyse und soll beantworten, warum wir fühlen, denken und handeln, wie wir es eben tun.

Damit sind Regeln und Verhaltensweisen gemeint, die wir schon von Kindesbeinen an verinnerlicht haben. Dabei haben uns nicht nur die Erziehungsweisen und Forderungen unserer Eltern geprägt sondern auch die Erwartungen und Ansichten in unserem sozialen Umfeld. Wir haben sozusagen gelernt, wie wir „gut durchs Leben kommen“. Als Kind haben wir uns unbewusst daran orientiert, weil die Aufmerksamkeit und Zuneigung unserer Eltern für uns überlebenswichtig waren. Als erwachsener Mensch ist es sinnvoll, die eigenen Antreiber herauszufinden und die dahinterliegenden Glaubenssätze mitsamt ihrer Auswirkungen auf unser Leben zu überprüfen.

Dabei sind diese Antreiber erst mal völlig neutral, keiner ist besser oder schlechter als der andere. Doch gerade besonders stark ausgeprägte Antreiber können, wenn sie zu extrem ausgelebt werden, zu Stress und Erschöpfung führen. Ebenso können diese Antreiber dazu führen, dass wir auf bestimmte Trigger immer wieder nach demselben Muster reagieren. Wir haben sozusagen einen wunden Punkt und unser Gegenüber muss nur die richtigen Knöpfe drücken, um uns an die Decke gehen zu lassen.

Wenn ich etwa weiß, dass mein Kollege immer alles zügig erledigt haben will (mach schnell), brauche ich nur ein bisschen trödeln um ihn zu reizen. Oder ich habe einen Partner, der sehr harmoniebedürftig und konfliktscheu ist (Mach es allen recht). Solche Menschen gehen Diskussionen dann meist aus dem Weg, um Zurückweisung zu vermeiden. Da reicht dann schon eine spitze Bemerkung und der andere zieht sich in sein Schneckenhaus zurück.

Die folgenden fünf Antreiber sind bei uns allen mehr oder weniger stark ausgeprägt:

Sei perfekt

Wo es auf detailgenaues und sorgfältiges Arbeiten ankommt, fühlen sich Menschen mit diesem Antreiber wohl. Jede Aufgabe will zu 150 % erledigt werden – natürlich fehlerfrei. Kosten und Zeitaufwand können da schon mal aus dem Ruder laufen.

Motto: Perfekt ist gerade gut genug.

Schwächen: perfektionistisch, neigt zur Übererfüllung, anspruchsvoll

Stärken: genau, präzise, gründlich

Mach schnell

Wer mit diesem Antreiber unterwegs ist, ist eigentlich immer schon zwei Schritte voraus. Oft werden mehrere Dinge gleichzeitig getan, es bleibt wenig bis keine Zeit fürs Zuhören, Problemanalyse oder Hinterfragen von Prozessen und Aufgaben.

Motto: Nur keine Zeit verlieren.

Schwächen: ungeduldig, nervös, hektisch, abgelenkt

Stärken: dynamisch, aktiv, entscheidungsfreudig

Sei stark

Menschen mit diesem Glaubenssatz haben gelernt, ihre Gefühle nach außen hin zu verbergen. Emotionen zu zeigen verbinden sie mit Schwäche, sie sind gerne unabhängig und vermeiden es, fremde Hilfe anzunehmen.

Motto: Ein Indianer kennt keinen Schmerz!

Schwächen: emotionslos, zurückhaltend, verschlossen

Stärken: konsequent, beherrscht, diszipliniert

Streng dich an

Menschen, bei denen dieser Antreiber besonders stark ausgeprägt ist, zeichnen sich durch ein besonders hohes Level und Pflichtbewusstsein, Einsatz und Fleiß aus. Aus ihrer Sicht ist immer viel Arbeit und Energie nötig, um ein Ziel zu erreichen.

Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!

Schwächen: verbissen, hoher Leistungsdruck

Stärken: pflichtbewusst, engagiert, beharrlich

Mach es allen recht

Wer mit diesem Antreiber unterwegs ist, hat oft schon von klein auf gelernt, dass die eigenen Bedürfnisse nicht wichtig sind. Aus Angst vor Konflikten und Zurückweisung steckt man lieber selbst zurück. Wer immer lieb und brav ist, wird akzeptiert. Wer unbequem ist, erfährt Ablehnung.

Motto: Sei immer lieb und freundlich.

Schwächen: aufopfernd, konfliktscheu, leicht auszunutzen

Stärken: kooperativ, empathisch, loyal, diplomatisch, hilfsbereit

Die psychologische Bedeutung wird klar, wenn das Wort „immer“ eingefügt wird, der Antreiber also verabsolutiert wird. In diesem Sinne verstandene Antreiber wirken als stressauslösende Trigger. Wer also IMMER perfekt sein muss, wird große Schwierigkeiten haben, eigene Schwächen anzunehmen.

Aber auch gegenüber den Mitmenschen kommen die eigenen Antreiber zu tragen. Denn was wir bei uns selbst nicht leiden können, ertragen wir bei anderen noch weniger. Wenn man die eigenen Unzulänglichkeiten quasi spiegelbildlich vor Augen geführt bekommt, ist man besonders unerbittlich. Die eigenen ungeliebten Eigenschaften triggern uns also auch, wenn wir sie an anderen erleben.

Im Nachhinein stellen wir dann fest, dass wir uns von einer bestimmten Situationen von unseren Antreiben haben steuern lassen und brav unseren antrainierten Verhaltensmustern gefolgt sind. Doch bis man das bewusst wahrnimmt, ist viel Übung und Selbstreflexion notwendig.

Wer seine besonders stark ausgeprägten Antreiber kennt, kann die Situationen, in denen man nach einem typischen Muster reagiert, frühzeitig erkennen. Indem man sich sozusagen die Erlaubnis erteilt, dem Glaubenssatz nicht zu folgen, kann man in kritischen Momenten gegensteuern. Statt also von einer Aufgabe zur nächsten zu hetzen, kann man sich sagen: „ich darf den Augenblick genießen“. Statt Hals über Kopf loszurennen, sollte man innehalten und sich erinnern: „ich darf mir die Zeit nehmen, um eine gute Entscheidung zu treffen“.

Und auch, wenn das alles jetzt sehr viel „Psycho-BlaBla“ war, ist es doch gerade auch im Hinblick auf die eigenen finanziellen Entscheidungen wichtig zu wissen, von welchen Verhaltensmustern man sich unbewusst leiten lässt.

  • Wer meint, immer alles perfekt machen zu müssen, wird womöglich niemals mit dem Investieren beginnen. Denn solange man nicht alles weiß und jede Eventualität analysiert hat, kann man ja nicht loslegen.
  • Schnell, schnell Entscheidungen treffen, nur nichts verpassen, sich keine Chance entgehen lassen. Im Zweifel reagieren wir übereilt und bereuen unser Handeln im Nachhinein.
  • Und bloß nicht zugeben, dass man auch mal Verluste eingefahren hat. Und selbst wenn, das kann uns nichts anhaben. Man ist ja stark und gejammert wird nicht!
  • Und damit man auch ja was vorzuweisen hat, werden Überstunden geschoben ohne Ende. Freunde und Familie? Work-Life-Balance? Das kann warten, bis man die finanzielle Freiheit erreicht hat.
  • Ach, und nicht zu vergessen – mit den eigenen Erfolgen ein bisschen angeben? Bloß nicht, könnte sich ja jemand auf den Schlips getreten fühlen. Sowieso muss erst mal jeder mit kostenlosem Nachhilfeunterricht in Sachen Steuererklärung, Haushaltsbuch und Onlinebanking versorgt werden. Zeit für die eigene Finanzplanung? Fehlanzeige.

Das ist natürlich alles etwas überspitzt dargestellt. Aber vielleicht erkennt der eine oder andere Tendenzen an sich wieder. Und wie man sieht, können diese Antreiber in vielen Aspekten unseres Alltags unbewusst Einfluss auf unser Handeln nehmen. Es macht also durchaus Sinn, sich selbst ein bisschen besser kennenzulernen.

Jetzt wird es spannend. Welche Antreiber könnt ihr bei euch identifizieren und wo beeinflussen sie euch? Finde es mit diesem Test direkt heraus.

6 thoughts on “Von 0 auf 180 – Bombenstimmung

  1. Hallo,
    ich kenne sie alle! Es hat gedauert bis ich begriffen habe, was für Antreiber unterwegs sind bei mir. Mach schnell…ein Leitsatz meiner Kindheit, ich musste mich immer beeilen. Obwohl ich den Antreiber heute kenne verfalle ich doch manchmal noch in diese Rolle und zwinge mich dann extra zur Langsamkeit.
    Mach es allen Recht, ebenfalls ein Antreiber meiner Kindheit, auch bekannt als: Was könnten denn die anderen Denken.
    Bei diesem Antreiber bin ich schon viel weiter, den habe ich fast aus meinem Leben raus.
    Schöner Überblick 🙂
    Grüße
    Julia

    1. Hallo Julia,
      mach schnell… das kenne ich auch. Schlimm ist es, wenn man sich dann durch das Verhalten anderer auf die Palme bringen lässt. Aber mit dem Wissen, dass das nur der eigene Antreiber ist, kann ich mich leichter in Geduld üben (wenn auch nicht immer).
      LG
      Vanessa

  2. Bei mir sind alle sehr (!) stark ausgeprägt. Ich bin dadurch schon ziemlich oft an meine Grenzen gekommen. Da hilft dann nur noch Therapie, Auszeit nehmen und regenerieren.

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