Mysterium Handtasche
Sie gilt als Sperrgebiet, erweiterter Kleider- und Badezimmerschrank oder Notfallkoffer und ist häufig Zielscheibe kleinerer Sticheleien – die Handtasche, unser täglicher Begleiter. Wobei sie immer häufiger Konkurrenz erlebt. Einerseits durch lässige Alternativen wie Rucksäcke, Stoffbeutel und Bauchtaschen, die jetzt eigentlich ganz hip als „Cross-Body-Bag“ neu interpretiert werden. Andererseits finden viele Gegenstände, die vorher in unserer Handtasche Asyl ersucht haben, heute ein Plätzchen in der Herrenhandtasche. Wobei letztere oft noch schief belächelt wird. Vor allem von Neandertalern wie meinem, der sich niemals nicht (!!!) mit einer Handtasche aus dem Haus wagen würde. Immerhin fürchtet er nicht, dass ihm instantan der Arm abfallen würde, wenn er das meinige Exemplar mal kurz halten soll. Auch das habe ich bei Männern schon erlebt.
Eigentlich trage ich selbst die Handtasche auch nicht gerade mit Begeisterung mit mir herum. Die Lösung ist so naheliegend wie nicht umsetzbar. Die wenigen Dinge, die ich in meiner Freizeit mit mir herumtrage (Geldbeutel, Smartphone) ließen sich wunderbar auf Hosentaschen verteilen. Wenn diese nur groß genug wären. Manchmal glaube ich, dass die Designer für Damenkleidung mit der Handtaschenlobby unter einer Decke stecken. Obwohl ich darauf achte, dass neue Hosen und Jacken mit Taschen ausgerüstet sind, sind diese fast immer viel zu klein, sodass ich am Ende doch eine Handtasche brauche. Und kaum habe ich mich in mein Schicksal ergeben, kommt auch schon die Frage, ob denn darin noch Platz für die Lesebrille sei. Und ein Feuerzeug, und… (so viel zur Herrenhandtasche).
Am allerliebsten verstaue ich meine Habseligkeiten in tiefen Kleidungstaschen, die allerdings lediglich der Wintermantel in ausreichender Größe anbietet. Und den trage ich wiederum nur ungern, geht er doch mit eisigen Temperaturen einher. Mit dem Frühling beginnt für mich also auch wieder die unfreiwillige Handtaschensaison. Denn selbst wenn die Kleidung erfreulich große Taschen hat, so würde das Gewicht von Smartphone und Geldbeutel dafür sorgen, dass mir die leichten Hosen glatt davon rutschen würden – und wer steht schon gerne unten ohne da!
Immerhin spielt mir der Bauchtaschentrend in die Karten. Was früher als untragbarer Opi-Look galt, ist heute queer getragen ein gesellschaftlich akzeptierter Trend. Das juckt mich zwar nicht weiter, führt aber dazu, dass zwischenzeitlich ganz ansehnliche Exemplare zu erstehen sind. Mit meinen bescheidenen Nähkünsten wäre es schade um das Material, wenn ich mich an einer Eigenkreation versuchen würde. Immerhin habe ich eine Stofftasche mittels Verkleinerung zu einer lässigen Handtaschenvariante umbauen können – eines der wenigen „bunten“ Dinge in meinem Fundus.

Apropos bunt – was Handtaschen angeht, ist die einheitlich dunkle Farbwahl nicht gerade hilfreich. Handtaschen werden ja gerne scherzhaft als schwarzes Loch bezeichnet – meine ist tatsächlich eines. Und wenn Innenfutter wie Inhalt schwarz sind, braucht es wortwörtlich Feingefühl, um das Objekt der Begierde zu ertasten.
Bei Handy und Smartphone ist das gerade noch so zu schaffen, daher hängen wir die Messlatte im Arbeitsalltag lieber etwas höher. Sonst wäre es ja keine Herausforderung und die Handtasche würde ihrem Ruf in keinster Weise gerecht. Man füge also noch Autoschlüssel, Trinkflasche, Laptop (im Neopren-Überzieher), Headset und Maus (auch extra verpackt), Mitarbeiterausweis und ein kleines Etui für Krimskrams (Taschentücher, Nagelschere, Löffel, „Damenhygieneartikel“) hinzu. Damit ist der Schwierigkeitsgrad auf ein handtaschentaugliches Maß angehoben und die Daseinsberechtigung für eine „anständige“ Handtasche erfüllt.
Mit gutem Zureden bekomme ich sogar noch eine Brotdose unter aber dann ist Schluss. Der begrenzte Stauraum sorgt immerhin dafür, dass sich nichts Unnötiges ansammelt und sogar der wenig handtaschenaffine Gatte durchaus beauftragt werden kann, mal eben kurz was aus dem berühmtberüchtigten schwarzen Loch zu angeln. Die einseitige Belastung ist eh nicht gut für den Rücken – ein Grund mehr, den Inhalt auf das Nötigste zu beschränken und gegebenenfalls mal kräftig auszumisten.
Manchmal wäre etwas Abwechslung schon schön – Tina ist da ein leuchtendes Vorbild – aber ich weiß genau, dass ich am Ende entweder ganz ohne Anhängsel unterwegs bin oder auf Dauer eben doch wieder bei einem zu allem passenden schwarzen Klassiker lande. Langweilig? Nö, gar nicht. Und ich weiß im Gegensatz zu Wechseltaschen-Nutzerinnen (ja Fazi, ich meine dich ;-)) auch immer, wo ich meine sieben Sachen hab.
Was ist mit euch – keine, eine oder viele? Manch eine(r) behauptet ja, ohne Handtasche wäre ein Outfit nicht vollständig… Und was schleppt ihr an Überlebensausrüstung so mit euch herum?
Hallo Vanessa,
Taschen sind bekanntermaßen einer meiner blinden Flecken. 😉 Anhand der Menge an Dingen, die du im Alltag mit dir führst, und im Sinne deines Rückens rate ich dir zu einem Rucksack. Der trägt sich auch angenehmer.
Selbst habe ich schon einige Male versucht, taschenfrei durchs Leben zu kommen. Doch, wenn ich dann zusammenpacke, was ich im Arbeitsalltag dabei habe oder worauf ich aus ökologischen Gründen nicht verzichten mag, bin ich recht schnell bei einem Tagesrucksack.
Körpernahe Taschen an Kleidung bleiben übrigens am besten leer, weil das besser aussieht, sich besser anfühlt und verhindert, dass der Stoff rasch durchscheuert – auch bei der geräumigeren Männerkleidung.
Was habe ich also dabei:
– Laptop oder Tablet-Tastatur-Kombi (oder beides, dann aber ohne extra Tastatur)
– Stromkabelkombi
– Journal
– wiederbeschreibbares Arbeitsbuch
– Federmappe
– Trinkflasche
– wiederverwendbare Gefäße für zweites Frühstück, Mittagessen und Snack für den Nachmittagstee
– Thermoskanne für den Nachmittagstee
– Göffel oder Essbesteck
– Geldbörse
– Handy
– Schlüsselbund
– Erste-Hilfe- und Notfallsanitärdöschen
– Notfallschokolade
– Kaugummis
– Jutebeutel für Einkäufe, um keine Einwegbeutel nutzen zu müssen
– durchsichtiger Transportbeutel, falls ich in der Bibliothek arbeite
– gegebenenfalls Arbeitsmaterialien
– aktuelle Lektüre
Je nach Bedarf wechselt der Inhalt auch.
Und so einer schimpft sich Minimalist!
Lieber Gruß
Philipp
Ohhh hat mich jemand gerufen? Das Wort Tasche getippt?! 😂 Danke Vanessa.☺️
Ich liebe ja Taschen. Das müssen einfach viele sein, in vielen Farben und Formen. Es ist mein Tick, ich gebe es zu. Für zur Arbeit gehe ich lieber mit einem Rucksack. Da habe ich Schirm, Geldbeutel, Müsliglas, Joghurt und meist ein Monster Energy Zero drin. Privat gern kleine Crossbodybags oder besondere Modelle die nicht zu schwer bepackt werden. Mein Geldbeutel ist ein Minimodell, mein Handy, Schlüssel, Tempos passen locker überall rein. Das geht auch ruck zuck. Habe Übung.
Ich finde das gut, dass Du eine gute größere schwarze Tasche hast und eine Crossbody für die Freizeit. Übrigens ich liebe Deinen Autoschlüssel, der ist cool.
Mein Göga fand Männertaschen auch immer sehr uncool, aber in Thailand auf dem Markt hat er sich eine aus Canvas gekauft und es sah sehr cool aus. So chillig und alles griffbereit, sah aus wie Indiana Jones.🤭 Am Ende hat er sich noch 2 Taschen mit nach Hause genommen. Es gibt also noch Hoffnung.😉
Ich wünsche Dir einen schönen Abend, ganz liebe Grüße Tina
ich bin wie du fraktion „taschen in klamotten nutzen“ – und weil ich die allermeisten röcke & kleider selbst entworfen & genäht habe, haben die auch geräumige taschen, die was aushalten, so wie die ganze klamotte übrigens. meine vorliebe für handtschenloses leben kommt von meiner zeit als „partygirl“ in den wilden clubs des 90er-jahre berlins – eine handtasche wäre dort nur eine behinderung gewesen und die irgenwo auch nur eine sekunde abzulegen totalverlust…… aber gut: ich musste damals auch nur den hausschlüssel, das öffi-ticket und ein bisschen geld mit mir rumschleppen 😀
heute darf die handtasche bei mir ein fancy accessoir sein, kür statt pflicht – da ich nurnoch zuhause arbeite, muss ich nicht den halben hausstand mit mir rumschleppen. also habe ich diverse handtschen in allen farben und formen – aber wenn ich wählen kann, dann immernoch gern taschenlos – also die hände. siehe oben.
xxx
ps: ich hatte mein scherflein an bauchtasche anfang der 90er, nie wieder. und rucksack nur für wandern, bergsteigen, skilaufen. niemalsnicht in der zivilisation – und ganz grausig sind „damenrucksäckchen“……
Gleich mal vorneweg: HH hat eine Tasche. Tatsächlich. Er hat sich zwar vor Jahren mit Händen und Füsen dagegen gewehrt und fand das einfach nur „links gestrickt“ (du verstehst…..). Aber ich hab ihm dann ohne zu fragen eine ganz besonders lässige gekauft, und siehe da: beinah vom ersten Tag weg trug er sie (natürlich quer über die Schulter) und wollte sie dann doch nicht mehr missen. Letzthin ist sie den Weg alles Irdischen gegangen, und oh Wunder: er hat sich gleich eine neue gekauft. Nur noch etwa halb so gross, aus dickem, fettem Leder, ein richtig cooles Teil. Geht doch! 😉
Selber gehöre ich ja zu der sehr selten gesäten, frauenuntypischen Spezies, die nur genau 2 Taschen, einen Rucksack und einen kleinen Korb besitzt. Eine von meiner Mutti geerbte Ledertasche, die mir befüllt etwas zu schwer ist (Rückenaua!), die ich aber aus sentimentalen Gründen (und weil sie einfach auch schön ist!) nicht weggeben kann. Dann eine ganz kleine, knallorange, aus handschuhweichem Leder, die ich benutze, wenn ich nur Portemonnaie, Handy und Schlüsselbund dabeihaben muss. Der Rucksack wiederum ist mir auch zu schwer, und ich schwanke noch zwischen behalten und verkaufen. Er ist von Margelisch, falls einer Interesse daran hätte…..
Und dann gibts da noch dieses handliche und doch geräumige kleine Körbchen, hergestellt irgendwo in Afrika, das ich seit vielen Jahren mit mir schleppe. In ihm kommen Portemonnaie, Brillenetui mit Sonnenbrille, meine Trinkflasche, ein Stoffumschlag mit Kuli und Blutdruckpass, ein Knirps und ein Etui mit Papiertaschentüchern und dem Ladekabel fürs Natel mit zur Arbeit. Achso, und das Natel natürlich auch. Das wars dann auch schon an Equipment, welches praktisch immer mit dabei ist. Mehr brauche ich definitiv nicht. So haben dann auch noch ein paar kleine Einkäufe oder ein Znüni oder Zvieri Platz, sollte mich hinterrücks arger Hunger überfallen.
Ich kann irgendwie schlicht keinen Sinn darin erkennen, mir die drölfundzwanzigste Tasche zu kaufen, und gebe dieses Geld einfach lieber für meine felligen Freunde aus. Aber jeder so, wie er mag, gell?
Natel und Portemonnaie in Hosentaschen zu verstauen lasse ich lübrigens ieber bleiben, denn a) trage ich sehr selten Hosen (eigentlich nur im Stall), und b) macht man es so den Langfingern viel zu einfach. Wenn ich sehe, wie bei manchen das Handy in der Hosentasche am Hintern dauer-absturzgefährdet ist….neee danke!
Liebe Grüsse!
PS: witzig, deine kleine, selbstgeschneiderte Tasche! Und irgendwie hat sie doch auch ein bisschen was 🤘🏽! 😁
Weia. Die Schreibfehler gibts heute alle ganz kostenlos dazu…..