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Was mit Medien

Mir positiv gewogenen Menschen sagen mir ja nach, kreativ zu sein. Mich stört das nicht weiter, ich sehe es allerdings auch nicht als etwas Besonderes. Was ist denn Kreativität überhaupt? Wir haben ja schnell ein Bild im Kopf, bei dem Leinwand und Farbe die Hauptrolle spielen. Wobei Kunst oder das, was als solche bezeichnet wird, nicht für jeden kreativ erscheinen muss. Über Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch ebenso wie die monochromen Gemälde von Yves Klein teilen sich die Ansichten sicherlich. Dabei genügen diese Werke durchaus der Definition von Kreativität, laut der es hauptsächlich um das Erschaffen von Neuem geht.

„Kreativität ist die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist.“

Wikipedia

Damit ist Kreativität so viel mehr als „nur“ Kunst. Auch für Problemlösungen braucht es Einfallsreichtum und Fantasie. Neue Herausforderungen löst man eher selten mit alten Herangehensweisen. Kreative Ideen sind also nicht nur den künstlerisch Begabten vorbehalten.

Dafür wird die künstlerische Begabung wiederum vielen Kindern attestiert, die einfach gerne malen. Davon kann ich ein Lied singen, wofür mir wiederum die Begabung völlig abgeht. Und kreativ war und bin ich in dieser Hinsicht auch überhaupt nicht. Bekam ich in der Schule eine Zeichenaufgabe, konnte ich die zwar gut lösen. Sitze ich aber vor einem leeren Blatt Papier und soll mir selbst etwas ausdenken, ist da – nichts! Talent alleine reicht offensichtlich nicht, um in einem bestimmten Gebiet voranzukommen.

Auch die ganz großen Meister fangen mal klein an. Es braucht vor allem Übung und dafür braucht es Durchhaltevermögen und dafür wiederum Begeisterung. Und am Ende gelingt trotzdem den wenigsten der ganz große Durchbruch.

War es das jetzt mit der Kreativität im Berufsleben? Sind wir alle dazu verdammt, jeden Tag im selben alltagsgrauen Hamsterrad brav vor uns hinzurennen? Das klingt nach einem Albtraum und ist sicher alles andere als die Idealvorstellung für die Zeit zwischen Schule und Rente. Verständlich, dass es da nicht ganz einfach ist, den einen perfekten Traumjob zu finden. Die naheliegende Lösung liegt im Kreativbereich, locken da doch Abwechslung und Selbstverwirklichung. Die Realität entspricht wahrscheinlich bei den wenigsten Berufen der Vorstellung und wenn ich dann die Aussage „ich möchte was mit Medien machen“ höre, wird bei mir schon automatisch folgender Song im Hirn abgespielt: WBTBWB – Ich was mach mit Medien

Auch mir war früher überhaupt nicht klar, was Kreativität bedeutet und wie schöpferisch man in vielen Berufen unterwegs ist. Das Fotodesignstudium war in der Hinsicht natürlich extrem befriedigend, auch den Realitätscheck hat der Beruf bestanden. Wer meint, ein Fotograf drückt ja nur aufs Knöpfchen, kann sich mal mit Themen wie Bildaufbau, Unschärfehintergrund und Lichtstimmung beschäftigen.

Der Wechsel in die Softwareentwicklung war für mich keinesfalls ein Wechsel hin zu einer trockenen und langweiligen Tätigkeit. Als Jugendliche habe ich den Ingenieursberuf aber für genau das gehalten, ich wusste es nicht besser. Beim Programmieren habe ich später festgestellt, dass ich da genauso kreativ versinken kann, wie bei der Bildbearbeitung. Es gibt zwar auch vieles, das sich eher nach Fleißarbeit anfühlt aber unter dem Aspekt ist die Künstliche Intelligenz ja vielversprechend…

Die Kunst liegt darin, die Kreativität in unserem Tun zu erkennen. Wenn mir eine gute Freundin erzählt, sie wäre nicht kreativ aber die ausgefallensten Outfits kombiniert oder aus vorhandenen Resten ein verzehrbares Gericht zaubert, widerlegt sie gekonnt ihre eigene Aussage. Ebenso wie der Kollege in der Entwicklung, der dafür sorgt, das am Ende ein verkäufliches Produkt auf dem Tisch liegt, aber glaubt, er wäre nicht schöpferisch tätig.

Kein Wunder findet sich die Kreativität auch als Anforderung in vielen Stellenbeschreibungen. Am liebsten natürlich per Knopfdruck selbst unter großem Druck. In der Werbeindustrie zu arbeiten, wäre mein persönlicher Albtraum. Wer nicht auf Kommando vor neuen Ideen nur so sprudelt, dem hilft angeblich immer ein Spaziergang. Ich muss schon ziemlich weit laufen, um genügend Abstand zwischen mich und das zu lösende Problem zu bekommen. Kein Wunder finden sich zahllose Bücher zu Kreativitätstechniken.

Wenn der erlösende Geistesblitz also mal wieder auf sich warten lässt, greift man einfach in die Werkzeugkiste mit Kreativitätsmethoden. Wenn´s doch nur so einfach wäre. Manches lässt sich nun mal nicht erzwingen und nicht jeder in einem Team lässt sich für Rollenspiele begeistern. Da ist man dann ganz schnell auch übers Ziel hinausgeschossen und hat jegliche Kreativität im Keim erstickt.

Manchmal bin ich dann auch der Spielverderber, der dafür sorgt, dass mein Team sich nicht mit Ringelpiez-Experimenten befassen muss und in Ruhe seinen Job machen kann. Die haben nämlich nicht nur eine hervorragende Problemlösungskompetenz, sondern sind auch extrem kreativ und einfallsreich, wenn man sie nur mal machen lässt!

Laut Berufsberatung hätte ich übrigens Bergvermesserin werden sollen. Ich glaube, dabei sollte man nicht allzu kreativ unterwegs sein – korrigiert mich, wenn ich mich irre!

2 thoughts on “Was mit Medien

  1. Hallo Vanessa,
    ich glaube, junge Kinder haben noch ihre volle Kreativität und malen einfach drauflos, ohne sich um falsch und richtig zu kümmern. Wenn man anfängt zu kritisieren und zu bewerten wie im Kunstunterricht, geht die Befangenheit verloren. das finde ich total schade.
    Liebe Grüße
    Susanna

  2. Ich liebe dieses „was mit Medien“ und den Glauben daran, dass das ja wahnsinnig kreativ sein muss. Kreativ kann man in so vielen Bereichen sein, da müssen es nicht unbedingt Medien sein. Und wenn ich so zurückdenke, wie der eine oder andere Volontär seiner Kreativität Ausdruck verlieh und dabei völlig vergaß, dass das gerade echt nicht sein Job war, muss ich jetzt noch hysterisch kichern…
    Liebe Grüße
    Fran

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