DIY

Der Lack ist ab

Über das Thema geplante Obsoleszenz habe ich in einigen Beiträgen ja ausführlich berichtet. Tatsächlich begegnen mir immer wieder Dinge, bei denen ich ganz akut den Verdacht habe, dass der Hersteller billigend in Kauf nimmt, dass das äußere Erscheinungsbild im Vergleich zum restlichen Produkt nicht besonders langlebig ist.

Unkaputtbare Dinge sind ja nicht unbedingt verkaufsfördernd. Was also tun, damit der Absatz gesichert werden kann? Ganz einfach, man fügt dem Ganzen eine kaputtbare Komponente hinzu! Im Idealfall natürlich eine, die der Funktionalität keinen Abbruch tut und womöglich schon vor Garantieablauf zu Tage tritt. Im Gegenteil, viel besser ist es, wenn ganz ohne Garantieanspruch schon das Bedürfnis nach etwas Neuem geweckt werden kann. Ein rein äußerlicher Makel, abwiegelbar als Abnutzungserscheinung, ist da perfekt, zumindest aus Herstellersicht. Wenn ich so in unseren Küchenschrank schaue, sind da tatsächlich eine Handvoll Dinge, die ihre hübschesten Zeiten weit hinter sich gelassen haben.

Die Thermoskanne sieht ganz schön ramponiert aus – hat sie doch einige viele Touren hinter sich. Das sie so manchen Absturz überlebt hat, sieht man ihr auch an (wortwörtlich, nicht alkoholisch – obwohl sie auch schon Glühwein beherbergt hat). Baumstämme eignen sich halt nur bedingt als Picknick-Platz und große Felsen an Bächen und Seen noch weniger. Wer da das Gleichgewicht verliert, muss einfach mit Blessuren rechnen. Die gehen zwar allesamt auf das Konto der Besitzer… allerdings soll das gute Stück auch spülmaschinenfest sein. Für die Kanne trifft das auch zu, für ihre Beschichtung hingegen nicht. Die kam unauffällig daher und erst mit ihrem teilweisen Verschwinden macht sie sich überhaupt bemerkbar. Hat aber auch einen Vorteil. Das Ganze sieht so unansehnlich aus, dass kaum jemand etwas von unserem Tee oder Glühwein abhaben möchte.

Hat ihre schönsten Zeiten hinter sich

Es braucht allerdings nur ein bisschen Geduld, dann sehen die Sachen irgendwann wieder schön aus. Bestes Beispiel ist mein Kaffeebecher. Auch so ein Thermo-Wunderwerk aus doppelwandigem Metall, das, obwohl schwer in die Jahre gekommen, wieder (fast) wie neu aussieht. Ursprünglich war auch dieses Teil mal lackiert – ebenso wie meine Trinkflasche aus Edelstahl. Die wiederum hat von diversen Flugversuchen einige Dellen davongetragen.

Eine Glasflasche hätte bei mir wohl längst ihr Leben gelassen. Dabei bekommt man als robuster Begleiter so viel von der Welt zu sehen. Wann immer ich länger unterwegs bin, ist die Flasche dabei, ganz im Gegensatz zum Exemplar (so sah meine auch mal aus) meines Mannes. Der versorgt sich im Büro hauptsächlich mit Kaffee und verzichtet daher auf das zusätzliche Marschgepäck.

Die sahen mal gleich aus – lange her…

Und während ich das so schreibe, fällt mir auf – wo meine Flasche steht, bin auch ich zu finden. Oder andersrum… Egal ob bei der Arbeit oder zu Hause, dieses mitgenommene Ding wird immer mitgenommen. Sie darf sogar mit ins Bett. Da ich keinen Nachttisch habe, liegt sie griffbereit hinterm Kopfkissen. Quasi das Äquivalent zum Kuscheltier aber längst nicht so kuschelig.

Ähnlich enthusiastisch nutze ich meine Armbanduhr. Die wird lediglich zum Duschen abgelegt. Und auch da zeigen sich leichte Abnutzungserscheinungen. Passt aber ganz gut, denn auch ich werde nicht jünger und habe ebenfalls erste Abnutzungserscheinungen. Aber Spaß beiseite. Wo es irgendwann mit Makeup und Spachtelmasse nicht mehr getan ist, lassen sich eben auch manche Gegenstände nicht mehr aufhübschen.

Jetzt wäre es natürlich ein Leichtes, diese einfach auszutauschen. Doch egal, wie pfleglich man mit seinen Sachen umgeht (nicht alles wird hier auf Flugtauglichkeit getestet!), irgendwann ist der Lack ab. Ob im übertragenen Sinne oder sprichwörtlich, es kommt aufs selbe raus. Die Funktionalität ist nach wie vor gegeben aber rein optisch ist die Luft raus.

In den meisten Fällen ist mir das egal und ich leb einfach damit. Bei manches Dingen sehen Alterserscheinungen oder Patina ja sogar richtig schick aus und das Internet ist voll von Anleitungen, wie man Dinge gewollt alt aussehen lassen kann. Abgeplatzter Lack gehört allerdings nicht zu meinen optischen Favoriten.

Das wenig attraktive Zwischenstadium

Wenn es nur eine unnötige Beschichtung ist, hilft mir wahlweise ein rauer Schwamm oder Schmirgelpapier und eine ordentliche Portion Geduld und Beharrlichkeit. Viele Macken lassen sich auch wunderbar durch Lackstifte oder sogar durch einfach Filzstifte kaschieren. Und so sehr man diverse soziale Plattformen auch kritisieren kann, finden sich dort doch ganz oft sehr hilfreiche Reparaturanleitungen oder DIY-Upgrades. Alleine als Inspirationsquelle ist das schon enorm wertvoll und hat bestimmt schon vielen verlebten Gegenständen zu neuem Glanz verholfen.

Mein letztes DIY-Projekt ist ein mobiler Fußschemel aus einer alten Weinkiste, die mich schon seit um die 30 Jahre durchs Leben begleitet. Ich muss zugeben, sie hat sich fast so gut gehalten, wie ich. Zwischenzeitlich schwarz lackiert, war auch hier der Lack ziemlich runter. Der wurde also grob runtergeschliffen, bevor ich das Holz mit schwarzer Beize neu eingefärbt habe. Ein paar Rollen (und etwa ein Kilo Unterlegscheiben aus dem Fundus) und ein Stück Teppich machen daraus ein vollwertiges Möbel.

Kaum stand das schicke Teil unterm Tisch, wurde es auch schon vom Gegenüber weggeangelt. Was für eine Frechheit – aber eine zweite Weinkiste steht noch auf der Terrasse. Der täte eine kleine Wellnessbehandlung wirklich gut und dann herrscht auch wieder Frieden unterm Tisch!

16 thoughts on “Der Lack ist ab

  1. unsere thermoskanne (17 jahre) sieht auch echt abgerockt aus – sogar dellen hat sie. und den 2. verschluss, weil beim ersten die feder irgendwann aufgab. aber ganz ehrlich: ich find das teil cool so. die erzählt unsere komplette outdoorgeschichte – von hochtouren auf korsika über felsenabenteuer im elbsandstein und skitouren bei schneesturm bis mehrwöchige kajakabenteuer auf den gewässern meck-poms inklusive achterwasserüberquerung bei windstärke 5…….. leute mit nigelnagelneuglänzender ausrüstung werden von echten wandervögeln nur verächtlich angeguckt 😀
    xxx

    1. Na dann hätte ich bei echten Wandervögeln gleich mal einen visuellen Vorteil – wobei das mehr Schein als Sein ist. Unsere Touren durch den Schurwald sind ja eher gemütlich und nicht halb so spektakulär. Und ich glaub, eine Delle kommt von Sylvester vor ein paar Jahren. Die Becher sind halt einfach praktisch und ein Sektglas wäre hin gewesen 😁
      Liebe Grüße!

  2. Das ist ja lustig! Genau das habe ich vor ein paar Wochen auch gemacht.
    Wir haben Thermo-Suppenbehälter, die außen schwarz waren. Tolle Teile, die wirklich was taugen. Mit der Gebrauchszeit von ca. 10 Jahren haben sie nach und nach ihren schwarzen Lack um 1/4 eingebüßt. Von den Kanten her war immer mehr das Edelstahl zu sehen. Erst fand ich´s gar nicht so schlimm. Sie wurden halt gebraucht, aber zum Schluss sahen sie echt ramponiert aus.
    Ich habe den Lack mit einer Klinge abgekratzt. Jetzt haben wir 2 silberne Edelstahlbehälter, die unverwüstlich scheinen.
    Ein weiterer Vorteil: Jetzt stelle ich sie in die Spülmaschine, was mit -oder wegen- der Farbe von Hersteller nicht erlaubt war. Ich bin richtig glücklich damit. 😀
    Dieser Weinkistenschemel ist gut gelungen. Gratuliere!
    Liebe Grüße, Sibylle

    1. Das ist auch so eine meditative Beschäftigung – Lack abknibbeln. Und man hat als Belohnung ein ganz neues Teil wenn man sich am alten Design satt gesehen hat – passiert mir zwar eher nicht aber man kann sich ja alles schön reden 😉. Und da die Sachen dann ewig halten, muss ich mich gar nicht mit einem Neukauf rumschlagen und überlegen, was zukünftig weniger empfindlich wäre.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  3. Ich hatte es schon zuvorderst, da hast du mir die Worte aus dem Mund genommen: wir werden ja auch nicht jünger und schöner. Also dürfen wir das auch nicht von dem verlangen, was so um uns rum ist! 😁 Und ich gestehe: ich mag Dinge, denen man ansieht, dass sie (gerne!) benutzt werden. Ein schönes Beispiel ist mein metallener Thermosbecher, vor 100 Jahren ungefähr als Werbegeschenk von einer Medifirma erhalten. Zerkratzt ist er inzwischen, der Griff aus Kunststoff hat sich gelöst, der Deckel ist sowieso schon seit Ewigkeiten im Nirwana verschwunden. Aber er geht immer noch jedes Mal mit, wenn wir uns nach getaner Stallarbeit einen Kaffee an der Tanke gönnen. Und das Witzige ist: ich werde sogar auf ihn angesprochen! Nicht auf seine „Schönheit“ zwar, aber dass es wirklich eine gute Idee sei, den eigenen Becher mitzubringen. (Dann frage ich mich doch, warum das nicht mehr Menschen tun??)
    Der Fuss-Schemel ist eine pfiffige Idee- also geschwind noch einen 2ten entstehen lassen! Nicht, dass es noch Rangeleien gibt um das gute Stück….
    Herzliche Grüsse!

    1. Na wenn man schon mit Kaffee von der Tanke vorlieb nehmen muss, dann wenigstens im richtigen Becher. Ich finde, aus Pappe oder Plastik schmecken die Sachen gleich noch furchtbarer. Hab daher auch ganz sämtlichen Mitnahme-Kaffees abgeschworen und nehm mir dann lieber die Zeit, mich irgendwo reinzusetzen und wenigstens aus einer echten Tasse den leider meist mittelmäßigen Kaffee zu schlürfen. Mein Zuhause-Kaffeebecher ist eigentlich auch fürs Mitnehmen gemacht aber mir geht´s wie dir – Deckel ist im Nirwana verschwunden.
      Ja, mit Rollen sind die Weinkisten tatsächlich schick aber sehr mobil geworden – ich hätte Rollen zum Feststellen nehmen sollen 🤔
      Liebe Grüße

      1. Neinein! Der Kaffee dort schmeckt wirklich sehr gut, und das frische Backwerk dazu ist keinesfalls zu verachten. Und: es gibt eine Ecke mit Tischchen, wo man es sich gemütlich machen kann. Ausserdem treffen wir an der Tanke oft Bekannte, die auch grad von der Stallarbeit kommen- ein Pferdehalter-Hotspot ist das sozusagen, *ggg*! Vorteil: man muss sich vorher nicht umziehen, so ein bisschen Ponyduft darf man da schon mitbringen….
        Und was die Weinkisten angeht: so werden gleich die Bauchmuskeln auch noch ein wenig trainiert, wenn man die Dinger einen TV-Abend lang auf der Stelle halten muss! 😁

        1. Das klingt nach einem Geheimtipp fest in der Hand von Pferdehaltern, bei dem man ganz zufällig auch noch tanken kann. Sowas ist goldwert und wenn dann noch der Kaffee schmeckt, ist es ja perfekt.
          Dann hätte ich die Bauchmuskeln ja gar nicht extra trainieren müssen, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin 😄. Wobei ich abends gerade so platt bin, dass ich einen mobilen Fußschemel nicht verteidigen könnte. Zum Glück ist genug Platz auf dem Sofa, dass sich da zwei Menschlein ganz bequem und nur mit wenigen Verknotungen entspannen können 😴
          Liebe Grüße!

  4. Thermoskannen sind erst dann Teil des Lebens, wenn sie Dellen haben. Genauso wie Alukoffer. Die müssen ramponiert aussehen 🙂
    Deine Weinkiste gefällt mir. Ich habe hier diverse ehemalige Obstkisten von einem Apfelhof, die als Nachttische, Blumenständer und Deckenbehälter dienen. Die bekommen alle paar Jahre einen Hauch Farbe und werden mich ganz sicher nach viele Jahre begleiten.
    Liebe Grüße
    Fran

    1. Ja, ein Alukoffer muss schließlich Geschichten erzählen – und mindestens mit der Thermoskanne der Bahnwärterin mithalten!
      Meine Weinkisten habe ich auch schon seit Jahrzehnten. Früher war das der Hauptteil meiner Einrichtung, individuell (damals hatte die noch nicht jeder Baumarkt, ich hab noch „echte“) und vor allem flexibel. Es sind mittlerweile weniger geworden aber so ganz trennen kann und will ich mich nicht.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  5. Guten Morgen Vanessa, die werden doch immer besser, je ramponierter sie aussehen. 😂 In due Spülmaschine kommen unsere nicht, hygienisch reiner bekomme ich die Flaschen mit Corega Tabs. Wasser rein, tab rein eine Nacht stehen lassen und alles ist super. Ausspülen fertig.😁
    Ich habe eine dieser Plastiksportflaschen für Tee in der Praxis. Die bekommt nach einigem Verwenden fürchterliche Teeränder. Die Spülmaschine bekommt die leider nicht entfernt, aber der Trick mir dem Tab macht optisch und hygienisch eine neue Flasche draus.
    Klasse ist der Schemel geworden. Ich hab das mal mit kompletten Möbeln, Schrank, Tisch, Stühle gemacht, allerdings in weiß.😁
    Liebe Grüße Tina

    1. Das mit den Tabs hab ich glaube schon mal gehört. Als ehemalige Zahnspangenträgerin mache ich mir da allerdings schon so meine Gedanken, was da wohl drin ist. Und nur fürs Putzen würde ich wohl keine kaufen. So ein Problem mit Teerändern habe ich ja auch nicht, hätte da eher die Tasse eines ehemaligen Kollegen im Kopf. Der hat seine Schwarztee-Patina allerdings liebevoll gehegt und gepflegt, da hätte sich keiner getraut, die zu spülen. Schon gar nicht so effektiv mit Corega Tabs 😮
      Einmal komplettes Möbel-Umstyling, nicht schlecht. Dann weiß ich ja, zu wem ich komme, wenn ich schwarz mal nicht mehr sehen kann 😉
      Liebe Grüße
      Vanessa

  6. Solange Thermosflaschen und anderes Essgeschirr nur von außen beschädigt sind geht es ja noch. Da kann man mit leben. Gerade Edelstahl hält ja ewig. Dein Möbelstück ist echt schön geworden 🙂

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Stimmt, Edelstahl ist wirklich nur mit Gewalt tot zu kriegen. Und bei dem fehlenden Lack würde ich nicht mal von einer Beschädigung sprechen (bei den Dellen bin ich lieber ruhig 😇).
      Liebe Grüße
      Vanessa

  7. Das Möbelstück ist ja super, ich hätte es auch weggeangelt.
    Es gibt so einige Dinge, Menschen eingeschlossen, wo der Lack manchmal schnell ab ist. Bei der Thermoskanne ist es schade, aber sie ist noch sehenswert.
    Wobei ich mich immer frage, warum die dann nicht draufschreiben: für drei Tage/Monate/Jahre spülmaschinenfest.

    Liebe Grüße, zum Glück sind wir noch voll lackiert, sogar mit Glow;)
    Nicole

    1. Den Lack vermisse ich auch gar nicht, nur die Dellen sind ein kleiner optischer Makel – aber die verleihen halt Charakter. Wie bei uns, wir sind ja auch nicht perfekt und das wäre auch langweilig. Allerdings gehe ich mit mir um Längen weniger rabiat um, als mit den „spülmaschinenfesten“ Tassen und Kannen 😄

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