Tauchen

Du wirst doch eh nass!

Vor einigen Wochen sind wir hier gemeinsam in Nerd-Wissen abgetaucht und da ich da ja schon festgestellt habe, dass ich stundenlang übers Tauchen reden, bzw. schreiben kann und in euren Kommentaren entsprechend positive Rückmeldung diesbezüglich kam, kommen hier nun die Antworten zu all den Fragen.

Bist du schon mal mit Haien getaucht?

Ja, schon mehrmals. Die sind in der Regel eher scheu und meiden uns blubbernde Menschen unter Wasser. Eine Hai-Sichtung ist also etwas ganz Besonderes, über die sich die meisten Taucher tierisch freuen. Die Tiere interessieren sich aber für blitzende und blinkende Dinge, weshalb man eher nicht wie ein funkelnder Christbaum geschmückt abtauchen sollte. Da hier die Tauchanzüge in der Regel eher dunkel ist, besteht da keine Gefahr. Andernorts gelten andere Modestandards – bei einer Taucherin aus China durfte ich schon einen weiß-goldenen Anzug bewundern.

Aber zurück zu den Haien. Ein zappelndes Irgendwas an der Oberfläche kann schon mal die Neugier wecken. Ein Taucher, der sich senkrecht im Wasser aufrichtet, ist ihnen eher suspekt. Das hat keine Ähnlichkeit mit bekannter Beute. Und wenn man sie dann noch im Auge behält und ihnen nicht auf die Pelle rückt, gehen Begegnungen bei den meisten Haien friedlich aus. Vor Bullenhaien habe ich aber auch Bammel. Die haben wir uns in einem Hafenbecken (dort wurden sie von den Fischabfällen angelockt) mal aus einem Käfig heraus angeschaut. Den Fischschmodder schmeißt man da natürlich dann ins Wasser, wenn die Touris drin sind. Die Haie freuts, uns auch und für den Geschäftssinn der Tauchbasis gibt’s noch eine extra tiefe Verbeugung.

Hast du keine Angst, das Boot nicht mehr zu finden?

Nein, da habe ich überhaupt keine Sorgen. Die Leute auf den Booten wissen genau, wie viele Taucher sie ins Wasser gekippt haben und in welche Richtung die Strömung geht. Wenn der Luftvorrat es anzeigt, geht’s zurück an die Oberfläche, egal wo man gerade ist. Dort wird dann von uns Tauchern eine Boje gesetzt, die ca. einen Meter aus dem Wasser ragt. Wären die Wellen so hoch, dass man die Boje nicht mehr sieht, wäre ich auch nicht auf dem Wasser unterwegs.

Tauchboje

Wir waren auch mal auf einer Schnorchel Tour, bei der dermaßen viele Boote unterwegs waren, dass man trockenen Fußes übers Wasser hätte laufen können. Als es hieß „Walhai im Wasser“ sind wir wie die Irren völlig kopflos reingehüpft. Die Tiere sind natürlich viel zu schnell, als dass man ihnen hinterherschwimmen könnte und die haben sich für die Minimenschlein an der Oberfläche auch so null interessiert. Da war natürlich Chaos aber die Leute auf den Booten hatten das super im Griff. Mein Mann hatte schon Panik, wo denn seine Frau abgeblieben ist – die hat sich einen anderen Walhai angeschaut. Aber die Leute haben ihn beruhigt und mich mit einigen anderen dann zielstrebig angesteuert und wieder aus dem Wasser gefischt. Es liegt nun mal im Interesse der Tauchbasis, die Kunden auch wieder heil heim zu bringen. Ist einfach die bessere Werbung.

Kann man das einfach so machen oder muss man das lernen?

Ich habe schon von Tauchbasen gehört, bei denen man ohne Ausbildung einfach so auf kleinere Tauchgänge mitgenommen wird. Ich halte das für grob fahrlässig denn es kann viel schief gehen. Man gefährdet nicht nur sich selbst sondern auch die Mittaucher und die Unterwasserwelt.

Wer Tauchen lernen möchte, sollte einen regulären Tauchschein machen. Es gibt verschiedenen Tauchorganisationen (PADI, SSI, …) die ganz ähnliche Tauchausbildungen haben. Den Tauchschein, der sich Brevet nennt, kann man bei einer Tauchbasis machen, die wiederum nach einer der Organisationen ausbildet. Viele machen das im Urlaub aber es gibt auch hier etliche Tauchbasen. Der Vorteil hier ist, dass man im Urlaub nicht lernen muss – da gehört nämlich auch ein bisschen Theorie dazu. Und wenn man im kalten, dunklen See seinen Tauchschein gemacht hat, kann einen das Meer nur noch positiv überraschen.

Wie tief tauchst du?

Ich darf bis zu 40 Meter tief abtauchen. Dafür haben mein Mann und ich extra einen Kurs belegt und auch einen Schein dafür. Den wollen Tauchbasen sehen, wenn sie entsprechende Touren anbieten und man da mitmöchte. Mit dem „normalen“ Tauchschein darf man 18 Meter tief tauchen. Das ist auch meistens völlig ausreichend. Am buntesten ist die Unterwasserwelt eh in den oberen Schichten, das hat auch was mit der Lichtbrechung unter Wasser zu tun. Wir haben schon so manchen sehr langen Tauchgang auf ca. 5 Metern genossen. Da reicht die Luft länger und es gibt reichlich Fisch-TV zu gucken.

Manchmal gibt es aber halt auch in größeren Tieren wahnsinnig spannende Sachen zu sehen. Vor allem Wracks sind begehrte Tauchspots oder auch spezielle Riff- und Felsformationen an denen sich auch immer wieder viele Tiere beobachten lassen. So ein mit Korallen überzogenes und von Fischen bewohntes Wrack übt aber eine besondere Faszination auf die meisten Taucher aus. Und ja, ich tauche da auch rein. Aber nur, wenn man das offiziell darf und ich es für sicher befinde. D.h. keine zu engen Räume und vor allem nur wenige und ruhige Mittaucher. Es gibt aber auch Wracks, die man aus offensichtlichen Gründen nicht betauchen darf. Da halte ich dann auch respektvollen Abstand. Man darf nicht vergessen, wie das Schiff auf dem Meeresgrund gelandet ist!

Weiter als 40 Meter sollte man dann aber auch nur mit spezieller Ausbildung und entsprechenden Gasmischungen abtauchen. Sauerstoff ist nämlich nicht immer dein Freund und unter großem Druck verhält er sich im Körper ganz anders, als an der Oberfläche. Vielleicht habt ihr schon mal den Begriff Tiefenrausch gehört. Da sieht man dann schon mal rosa Elefanten und das kann einem auch schon in weniger tiefen Bereichen passieren. Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen und kann auch gut drauf verzichten aber berichten kann ich davon halt auch nicht.

Allerdings konnte ich schon eine Druckkammerfahrt erleben, bei der eine Tiefe von 50 Metern simuliert wurde. Mit einigen Mittauchern zusammen war das extrem lustig. Das Hirn verliert ein paar IQ-Punkte, bei manchen mehr als bei anderen. Und der Druck wirkt sich auf die Stimmbänder aus, so dass alle wie Donald Duck klingen. Wir haben Tränen gelacht aber worüber wusste hinterher keiner…

Warum ist es dir nicht egal, wenn es beim Tauchen regnet?

Ein durchschnittlicher Tauchgang dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde. Dann drück entweder die Blase (dazu an anderer Stelle) oder der Luftvorrat gibt das Ende vor. Vor, zwischen und nach den Tauchgängen ist man – das sollte sich eigentlich von selbst erklären – an der Oberfläche. Klar, dass es dann angenehmer ist, wenn das Wetter einen mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt. Zwischen zwei Tauchgängen legt man eine Pause von mindestens einer Stunde ein. Das dient einmal der Sicherheit (das ist so ein Ding mit der Pressluft, das lernt man in der Tauchausbildung) und eben auch dem Vergnügen – wenn es nicht in Strömen regnet. Ja, ich werde im Wasser eh nass. Aber zwischendrin wäre ich gerne trocken!

Aber auch unter Wasser macht das Wetter über Wasser einen gewaltigen Unterschied. Ist es oben grau und trüb, dann ist es im Wasser eher dunkel. Scheint an der Oberfläche die Sonne, leuchten auch unter Wasser die Farben und es ist wunderschön hell und freundlich. Oft brechen sich die Sonnenstrahlen im Wasser und zaubern ein malerisches Lichtspiel auf dem Grund. In solchen Momenten schwebe ich am liebsten einfach völlig entspannt und genieße den Anblick.

Sonnenstrahlen unter Wasser

Und zu guter Letzt ist es im Wasser meist nicht annähernd so warm, wie in der Badewanne. Während des Tauchgangs kühlt man meist doch ein bisschen aus. Das hängt von den Isolationskünsten des Tauchanzugs in Kombination mit der Wassertemperatur ab. Aber auch die beste Ausrüstung hat ihre Grenzen und oft komme ich leicht durchgefrostet aus dem Wasser. Dann gibt es nichts Schöneres, als sich in die wärmende Sonne zu legen – am liebsten mit einem pechschwarzen Handtuch!

Einmal aufwärmen bitte!

So, es kann keiner behaupten, ich hätte euch nicht gewarnt. Das ist ein Thema, über das ich endlos viel reden/schreiben kann. Deshalb machen wir hier für heute eine Pause zum Durchatmen. Die restlichen Fragen beantworte ich ein andermal. Vielleicht kommen bis dahin ja noch ein paar neue dazu. Gibt es etwas, das ihr schon immer übers Tauchen wissen wolltet? Dann nur raus damit, es gibt ja bekanntlich keine dummen Fragen.

10 thoughts on “Du wirst doch eh nass!

    1. Das kann ich mir gut vorstellen, dass das was für dich wäre. Manche Wracks liegen ja an der Oberfläche und lassen sich dementsprechend auch per Schnorchel erkunden. Also falls du ganz zufällig mal auf Bimini (Bahamas) unterwegs bist, kann ich dir die Sapona empfehlen 😉

  1. Wunderschöne Bilder! Die Haie sind echt beeindruckend- und dass sie keine solch blutgierigen Bestien sind, wie man sie in gewissen Filmen immer aussehen lässt, sollte sich inzwischen auch rumgesprochen haben. Trotzdem: Nöp. Auch wenn das alles sicher wahnsinnig faszinierend ist und einem in eine wortwörtlich ganz andere Welt befördert: es wäre so absolut gar nichts für mich. Für mein Gefühl ist man doch einfach IMMER zu langsam, sollte da doch mal irgendwas auftauchen, das es wirklich auf einem abgesehen hat……Und in Wracks hineinschwimmen? Manitouhilf- ich bin so dermassen klaustrophobisch veranlagt, allein der Gedanke daran lässt mich schreien! 🥴 Die Vorstellung, dass mein Leben von einer Sauerstoff-Flasche abhängt, ist mir mehr als suspekt. Da bin ich die Voll-Memme. Aber nun. Jedem das seine, gell? Das Aufwärmen hinterher stelle ich mir allerdings sehr schön vor. In etwa so, wie wenn man im bitterkalten Winter von einem 2-stündigen Ausritt in die warme Stube Zuhause kommt, die Ohren wieder auftauen und die Wärme in die gefrorenen Knochen zieht. Haaaachjaaaaa……..!
    Herzliche Grüsse!
    PS: dass normal intelligente Menschen sich dazu hinreissen lassen, OHNE entpsrechende Ausbildung fröhlich ins Wasser zu hüpfen und wortwörtlich abzutauchen, das soll mal einer verstehen. Ganz abgesehen vom verantwortungslosen Verhalten derer, die sowas anbieten.

    1. Wenn man einen anständigen Tauchpartner hat, hat man immerhin zwei Sauerstoffflaschen, an denen das Leben hängt. Es gibt für fast jedes Teil ein Backup – der lebensrettende Zweitatemregler wird Oktopus genannt. Damit kann man auch anderen Tauchern Luft spenden. Mein Mann und ich üben das auch regelmäßig, haben aber zum Glück noch keine solche Notsituation gehabt. Zudem taucht man eigentlich immer mit einer zu einem Viertel vollen Flasche auf – das ist die Notreserve, auch wenn manche das nicht so genau nehmen…
      Nach einer Stunde Tiefenentspannung in der Fischwelt lässt es sich in der Sonne ganz hervorragend dösen. Stickstoff (der sammelt sich beim Tauchen im Körper) macht müde.
      Liebe Grüße!
      PS: Wer ohne entsprechende Ausbildung abtaucht, den kann ich nicht zu den normal intelligenten Menschen zählen. Es gibt ungefährlichere Schnuppertauchgänge auf 3-5 Meter aber das reicht manchen halt nicht 🙄

  2. Wow, ich bin begeistert. Haie faszinieren mich, auch wenn ich echt Angst vor Ihnen habe. Aber ich schaue sie mir gern in Aquarien oder wie man das nennt ann. Tauchen oder schnorcheln darf ich nicht. Ich hatte mal ein Loch im Trommelfell, über viele Jahre und es ist alles instabil bei mir. Hach was habe ich deine Bilder genossen. Gern würde ich mal in einem Boot aus Glas unter Wasser mir das ansehen. Also genieße ich deine Fotos.

    Danke dafür, Herzliche Grüße
    Elke

  3. immerhin bin ich schon mit hai geschnorchelt – aber das habe ich erst erfahren, als ich wieder auf dem segelkatamaran war :-O wobei ich die riesigen, wie düstere pfauen schimmernden riffbarsche auch ziehmlich beeindruckend fand……. und einmal sahen wir eine ganze schule von jungen mondfischen!
    mich würde interssieren, ob ihr einen „urlaub opfern“ würdet um z.b. korallenriffe oder seegraswiesen aufzuforsten oder müll im meer zu sammeln – tauchenderweise?
    ansonsten weis ich viel übers tauchen – alles von cousteau gesehen und gelesen und meine „alte“ clique machte anfang der 90er geschlossen tauchkurse – nur ich konntes mir nicht leisten wg. dem teuren designstudium…….
    aber wie du schon sagst – buntes fisch-&korallen-TV kriegt man auch mit schnorchel rein 😀
    xxx

  4. Ich finde das sehr beeindruckend, wobei ich vermutlich eher Panik bekommen würde, wenn ich länger unter Wasser bin. Schnorcheln kann ich mir schon eher vorstellen.

    Liebe Grüße
    Sabine

  5. Mega spannend. Ich hab da schon ordentlich Respekt vor und ich bin jetzt nur im flachen Wasser ein wenig um ne Koralle rumgeschnorchelt mit einer Decathlon Gesichtsmaske. Aber deine Berichte machen fast direkt Lust auch mehr zu wagen. Aber so schnell komme ich da nicht mehr hin *lach*. Danke dir, dass du das so mit uns teilst!

  6. Was für tolle Bilder! Ich kann mir sehr gut vorstellen, was Euch das für Freude macht.

    Wo geht Ihr am liebsten tauchen? In welchem Land/Gewässer? Was steht noch auf der Sehnsuchtsliste?

    Dass mit dem Nasswerden erinnert mich an Segler und Surfer, die nicht freiwillig INS Wasser zum Schwimmen gehen, weil sie das Wasser an sich nicht gerne am Körper haben.

  7. Hach das passt grad so schön, während ich am Meer sitze Deinen tollen Post zu lesen. Es ist beeindruckend, auch gerade die Haie! Ich bin ja eher die: Lieber nicht gucken was unter mir ist Fraktion. Ich gehe ja nicht mal mit dem Kopf unter Wasser. Aber darüber zu lesen und Bilder zu gucken ist klasse. 😁
    Liebe Grüße Tina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert