Was wollte ich doch gleich hier? – der Türschwelleneffekt
Man sollte doch meinen, in einem aufgeräumten und übersichtlichen Haushalt wäre es leichter, sich zu konzentrieren und seine Gedanken zumindest halbwegs zusammenhalten zu können. Nix da! Kaum stehe ich in der Küche, habe ich auch schon vergessen, warum ich eigentlich hier bin. Macht nichts, dann essen wir halt erst mal ein Stück Kuchen. Da kann ich im Übrigen diese Seite mit einer eigenen Kategorie für Kasten-Kuchen sehr empfehlen. Hier steht gerade der Erdbeerkastenkuchen mit Buttermilch und Mandeln, allerdings mit Heidelbeeren und etwas mehr Buttermilch und weniger Butter als im Rezept angegeben. Hatte den Kühlschrankinhalt etwas falsch eingeschätzt, tut dem Kuchen aber keinen Abbruch. Da ich nicht einsehe, mir eine weitere Kuchenform zuzulegen, kommen mir die Kasten-Kuchenrezepte sehr entgegen und ich werde mit Sicherheit noch einige ausprobieren. Doch warum nochmal stehe ich jetzt hier?
Auf der Suche nach meinem ursprünglichen Plan wandere ich zurück ins vorherige Zimmer. Hilft aber auch nicht, der Plan ist weg. Sind das jetzt schon die ersten Anzeichen beginnender Altersdemenz?! Nein, das Phänomen kenne ich schon lange und hatte ich schon immer. Was ich seither noch nicht kannte, ist der Name dazu – Türschwelleneffekt. Und wenn etwas einen Namen hat, macht es uns gleich weniger Angst. Wer mir das nicht glaubt, darf gerne mal hier reinschauen, das ist der Beweis!
Also zurück zu Hugo, nein Quatsch, dem Türschwelleneffekt. Der besagt, dass unser Gehirn sich beim Betreten eines neuen Raumes auf diesen einstellt und alles andere abschließt, was mit der vorherigen Umgebung zusammenhängt. Beim Übertreten einer Türschwelle schließt sich also auch gedanklich die Tür hinter uns. Und das hat definitiv nichts mit dem Alter zu tun.
Besonders fies an der Sache ist allerdings, dass es auch oft nicht hilft, wenn man wieder an den Ursprungsort zurückkehrt. Unser Gedächtnis arbeitet nicht mir einem kontinuierlichen Zeitstrahl sondern speichert Ereignisse und Gedanken in kurzen, abgeschlossenen Episoden ab. Die eigentliche Absicht, mit der wir losgetigert sind, ist schon längt vergessen und das Gehirn konzentriert sich wieder auf neue Dinge. Da kann es schon mal passieren, dass man wieder im Schlafzimmer zurück ist und am Ende gar nicht mehr weiß, wieso man eigentlich überhaupt unterwegs war. Dazu wurden sogar Studien durchgeführt, wir sind also in guter Gesellschaft mit diesem Phänomen.
Ich sag mir immer, dass es mir schon wieder einfallen wird, wenn´s wichtig war. Gleiche Taktik funktioniert auch wunderbar, wenn ein verpasster Anruf mit unbekannter Nummer auf dem Telefon wartet. Da wird schon aus Prinzip nicht zurückgerufen. Wenn´s wichtig ist, meldet sich derjenige wieder. Ansonsten gebe ich eigentlich immer an, dass ich ausschließlich über Mail kontaktiert werden möchte und wer sich daran nicht halten mag, muss es halt mehrfach versuchen.
Leider ist die berufstätige Frau, die eben nicht den ganzen Tag neben dem Hörer hockt, immer noch unvorstellbar für viele Dienstleister. Hilft leider auch nicht, sich darüber aufzuregen. Immerhin versuchen manche dann bei meinem Mann telefonisch durchzukommen. Das ist doch mal gleichberechtige Ignoranz von Kundenwünschen.
Während ich so über die vielbejammerte Servicewüste sinniere, bin ich zwischenzeitlich im Büro gelandet. Da ich immer noch nicht weiß, was ich eigentlich tun wollte, wird mal eben die dauerprokastinierte Steuererklärung erledigt. Hat nicht mal so lange gedauert, warum schiebt man das nur so ewig vor sich her?!
Am Ende meldet sich der Durst, ich sagte ja, wenn´s wichtig ist… – wie gut, dass in der Küche auch noch Kuchen steht!
Aber da gebe ich dir Recht, Service wird hier nicht wirklich groß geschrieben und in vielen Situationen nervt das tierisch. LG Romy
Wenn man fürs unnötige Aufregen Geld bekommen würde… 😉
Hilft ja leider alles nichts, da muss man halt durch.
LG
Vanessa
türschwelleneffekt – soso….
kenne ich gut. manchmal hilft es aber tatsächlich, zurückzugehen, mir jedenfalls. aber nur, wenn ich allein bin – nur dann schaffe ich es, mich in die vergangene situation zurückzuversetzen…..
du erinnerst mich daran, dass ich mir mal eine gute (kleine) kastenform anschaffen will. die letzte rostete schon nach dem ersten eiweissbrot….. seitdem nutze ich eine grosse alte jenaer form für meine hefebrote (mit backpapier). die füllen mit einem kilo die form gut aus – nur ein kilo kuchen ist dann doch etwas viel für 2 😀
trinken nicht vergessen! xxxx
Wieso ist ein Kilo Kuchen zu viel für zwei? Versteh ich nicht 🤔
Ich wusste gar nicht, dass das Türschwelleneffekt heißt- wieder was dazu gelernt. Was da hilft ist wohl nur, alles aufzuschreiben was wichtig ist und noch getan werden muss – geht aber auch nicht immer
Wir benutzen mittlerweile inflationär die Kalenderfunktion des Handys und schicken uns gegenseitig dann auch gleich die Erinnerungstermine. Das hilft und man hat den Kopf frei. Aber den klassischen Türschwelleneffekt bekommt man damit nicht weg. Immerhin bekommt man so aber auch mehr Bewegung 😉
Ochjooo…. mein Gehirn schliesst ganz offensichtlich des Öfteren irgendwas ab, da brauch ich nicht mal zwingend eine Schwelle zu überschreiten, *ggg*! 😄Und so kommt es gar nicht mal selten vor, dass ich, irgendwie völlig geistesabwesend, in der Wohnung herumirre. Allerdings funktiniert das mit dem „an-den-Ausgangsort-zurückkehren“ bei mir doch einigermassen zuverlässig.
Was Rückrufe anbelangt: ich komm nicht in die Versuchung. Wir benutzen hier ein schwarzes Bakelit-Telefon mit Wählscheibe. Ein blinkendes Display, das uns zu irgendwelchen Rückrufen animieren möchte? Fehlanzeige. Und so haben wir auch nicht das Gefühl, irgendwas Bedeutungsvolles verpasst zu haben. Auch hier gilt: wenns wichtig war, werden die sich schon wieder melden! Eine gute Taktik, um sich nicht andauernd von der Elektronik in Unruhe versetzen zu lassen…..
Und Kuchen gibts hier auch keinen. Weder ein Kilo noch ein halbes. Tja…….
Liebe Grüsse!
So ein Wählscheibentelefon fand ich als Kind immer wunderbar. Da hätte ich ewig mit spielen können, meine Großeltern hätten es aber wahrscheinlich nicht so toll gefunden, wenn ich mich quer über die Weltkugel telefoniert hätte. Aber fehlen tut es mir nicht, ich genieße die Vorteile des Smartphones. Allerdings kann ich es auch ganz wunderbar ignorieren und lebe nach wie vor mit der Einstellung, dass ich nicht immer erreichbar sein muss und das Telefon auch nicht immer mit mir rumtrage.
Aktuell gibt’s hier auch keinen Kuchen 😪. Wenn wir den Gartenschuppen fertig haben, muss ich das dringend ändern!!!
Das geht mir leider oft genug auch so, allerdings wusste ich nicht, dass es für dieses Phänomen sogar einen Namen und eine Erklärung gibt. Ich versuche diese Vergesslichkeit zu verhindern, indem ich Dinge bewusst tue, was auch ganz gut klappt, außer wenn der Stress mal wieder überhand nimmt.
Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Restsonntag.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Stimmt, ich bin oft selbst erstaunt, was man bereits alles erforscht und benamst hat. Und wenn es dann so eine eingängige Bezeichnung hat, kann ich es mir sogar merken 😃, selbst wenn ich den Raum wechsle.
Viele Grüße
Vanessa